Was vor ein paar Jahrzehnten noch unmöglich erschien, gehört heute in der Medizin vielerorts schon zum Alltag: die Behandlung von Krankheiten aus der Ferne, die digitale Überwachung von Therapiemaßnahmen und die Möglichkeit, sehr schnell zu reagieren, wenn sich der Zustand des Patienten verändert. Von der Telemedizin können sowohl Ärzte und Patienten profitieren.
Der Boom der Telemedizin durch die Corona Pandemie
Noch vor kurzer Zeit wurden telemedizinische Behandlungsmethoden wie Videosprechstunden, mobile Messgeräte zur Übertragung von Gesundheitsdaten oder Fernuntersuchungen von vielen Menschen durchaus skeptisch gesehen, doch der Ausbruch der Corona Pandemie hat auch die Gesundheitsbranche in großen Teilen grundlegend verändert.
Während es auf der einen Seite zu negativen Auswirkungen kam, wie bspw. deutlich erschwerte Arbeitsbedingungen für Ärzte und Pfleger, lassen sich auch einige positive Veränderungen verzeichnen – so spielt räumliche Distanz, z. B. zwischen Arzt und Patient, heute oft keine große Rolle mehr.
Digitale Sprechstunden sind für viele Praxen mittlerweile zum Alltag geworden und stoßen zunehmend auf Akzeptanz. Vor allem für Patienten bringen sie Vorteile, da sie eine Anreise überflüssig machen und keine langen Wartezeiten in der Praxis entstehen. Natürlich sind Sprechstunden nicht immer digital möglich, da körperliche Untersuchungen vor Ort stattfinden müssen, allerdings können sie den persönlichen Kontakt mit dem behandelnden Arzt sinnvoll ergänzen.
Doc2Patient Telemedizin
Unter Medizinern wird die erste Säule der Behandlung auf Distanz „Doc2Patient“-Telemedizin genannt, darunter fallen bspw. Videosprechstunden, die insbesondere für Menschen, die nicht mobil sind (z. B. Senioren) oder Personen, die in ländlichen Gebieten leben, eine große Erleichterung sein können.
Ebenso macht es die Telemedizin viel einfacher, an einen Facharzttermin zu kommen. Je spezieller eine Krankheit ist, desto weniger Spezialisten gibt es normalerweise in unmittelbarer Nähe. Für viele Patienten sind längere Reisen und der damit verbundene Aufwand jedoch nicht möglich. Wenn Untersuchungsbefunde jedoch z. B. vom Hausarzt übermittelt werden können und die Sprechstunde im Anschluss digital stattfindet, wird der Weg zur benötigten Behandlung für viele Betroffene deutlich erleichtert.
Doc2Doc Telemedizin
Von „Doc2Doc“-Telemedizin spricht man, wenn Ärzte untereinander auf digitalem Weg kommunizieren. Diese Gespräche dienen in der Regel dem Wissensaustausch, z. B. der Übermittlung und Auswertung von Patientendaten oder dem Einholen einer zweiten Meinung.
Gerade für Ärzte in kleineren Krankenhäusern ist dies eine gute und unkomplizierte Möglichkeit, um sich mit Spezialisten in größeren Einrichtungen auszutauschen, wenn eine komplizierte Operation bevorsteht man nicht sicher ist, welche Therapie für eine seltene Krankheit am besten geeignet ist.
Die Dermatologie profitiert besonders vom technologischen Fortschritt
Hautärzte nehmen im Bereich der Telemedizin eine Vorreiterrolle ein, da sie ihre Diagnosen visuell stellen, indem sie erkrankte Hautstellen begutachten. Dies funktioniert auch digital sehr gut, in den meisten Fällen reicht hierfür ein Foto, das mit einem Smartphone gemacht wird. In Kombination mit einer Videosprechstunde ist so in den meisten Fällen schon eine zuverlässige Einschätzung durch einen Facharzt möglich und der Patient bekommt schnell einen Befund.
Auch Künstliche Intelligenz ist in der Dermatologie auf dem Vormarsch: schon heute existieren lernfähige Softwares, die auf Basis von Bildern lernen, Hautkrankheiten zu erkennen bzw. einzuschätzen, ob Hautveränderungen beim Patienten gut- oder bösartig sind. Diese Programme erzielen heute teilweise schon bessere Erfolgsquoten als echte Ärzte.
Mehr Sicherheit für Patienten durch Telemonitoring
Telemonitoring ist ein weiteres Kerngebiet der Telemedizin, das darauf abzielt, Menschen mit chronischen Erkrankungen eine Fernbetreuung zu ermöglichen und die Entwicklung ihrer Gesundheit so genau wie möglich zu überwachen.
Besonders vorteilhaft sind solche Verfahren bspw. für Menschen mit chronischen Herzerkrankungen. In solchen Fällen ist es möglich, wichtige Vitalparameter wie Körpergewicht, Blutdruck und Herzrhythmus mit einem mobilen Endgerät an ein telemedizinisches Zentrum zu übermitteln, wo die Daten ausgewertet und beurteilt werden. Sollte ein Wert auffällig sein, ist eine unmittelbare Reaktion möglich und der behandelnde Arzt kann sofort informiert werden.
Methoden wie diese geben Patienten ein Gefühl der Sicherheit und können in manchen Fällen Leben retten.
Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass die Telemedizin sehr viele Vorteile bietet und gleichzeitig kaum Nachteile mit sich bringt – es ist davon auszugehen, dass dieser Bereich der Medizin in den kommenden Jahren noch weiter ausgebaut wird und Medizinern ihre Arbeit erleichtert, während Patienten von den verbesserten Behandlungsmöglichkeiten profitieren können.Weitere ausführliche Informationen zum Thema Telemedizin findest du in unserem Buchtipp: "Telemedizin und eHealth - Das wichtigste für Ärztinnen und Ärzte aller Fachrichtungen".