Bandscheibenvorfall oder Diskushernie ist eine Erkrankung der Wirbelsäule, bei der Teile der Bandscheibe in den Wirbelkanal hineinragen - den Raum, in dem sich das Rückenmark befindet. Im Gegensatz zur Protrusion der Bandscheibe bricht der fibröse Knorpelring der Bandscheibe ganz oder teilweise, und das hintere Längsband (ligamentum longitudinale posterius) kann intakt bleiben (der sogenannte Strumpfbandbruch).
Die Ursache ist vielfach eine Überlastung durch frühere Schäden an den Bandscheiben - Bandscheibenvorfälle können jedoch ohne äußere Ursache auftreten. Die Symptome eines Bandscheibenvorfalls sind starke Schmerzen, die häufig auf die Extremität ausstrahlen, oft ein Gefühl der Taubheit im Bereich der eingeklemmten Nervenwurzel und manchmal Symptome einer Lähmung. Die Behandlung ist in der Regel konservativ, schwerwiegende Vorfälle müssen operiert werden.
Die Wirbelsäule erhält Stabilität, Rumpfunterstützung und Beweglichkeit. Sie verfügt über eine doppelte S-Form, die Stöße absorbieren kann. Normalerweise sind unsere Bandscheiben nicht tastbar, obwohl wir uns ohne sie nicht bewegen könnten. 23 ringförmige Bandscheiben befinden sich zwischen den einzelnen Wirbeln in unserer Wirbelsäule.
Sie sorgen für die Aufhängung der Wirbelsäule, absorbieren Stöße und schützen das Knochenmaterial. Der gallertartige innere Kern der Bandscheibe ist von einem Faserring umgeben. Nachts, wenn sich eine Person ausruht, bereitet sich die Bandscheibe auf eine spätere Bewegungsphase vor. Die gallertartige Masse wird von der Gewebeflüssigkeit absorbiert und wird prall und elastisch.
Bei einem Bandscheibenvorfall kann die Bandscheibenmasse auf die Nerven oder das Rückenmark drücken und so Rückenschmerzen oder Lähmungssymptome verursachen. Während des Lebens nimmt die Funktionsfähigkeit der Bandscheibe ab. Wenn die Wirbelsäule einer unangemessenen Belastung ausgesetzt ist, wie z. B. einer gekrümmten Haltung, kann der Faserring der Bandscheibe brechen. Wenn die Masse nach außen aufgeblasen ist, spricht man von einem Bandscheibenvorfall.
Ungefähr 30 Prozent der Menschen mit einem Bandscheibenvorfall sind sich dessen nicht bewusst. Nur wenn die gallertartige Masse auf den Nerv drückt, können Entzündungen und Schmerzen auftreten. In einigen Fällen wird auch das Nervensignal an die Muskeln oder die Blase weitergegeben und es kommt zu einer Lähmung der Muskeln oder der Blase. In diesem Fall ist eine sofortige Operation erforderlich.
Dabei ist auch möglich, dass der Faserring nicht bricht, sondern vorkomprimiert wird. Eine prall gefüllte Bandscheibe verursacht häufig starke Schmerzen und strahlt diese auf beide Beine aus. Diese Ausbuchtung regeneriert sich normalerweise nach einigen Wochen.
Wie entsteht eine Diskushernie?
Eine Diskushernie, die fast immer Teil der fibrösen Knorpelringe ist, die sich konzentrisch um den sogenannten Nucleus Pulposus befinden, drückt auf den Inhalt des Wirbelkanals und/oder der Nervenwurzel. Bandscheiben sind bradytrophe Gewebe, d. h. sie erhalten keine Nährstoffe direkt aus dem Blutkreislauf, sondern durch Diffusion. Die entscheidende Rolle spielen dabei semipermeable Membranen, die die Knorpelringe voneinander trennen. Scherkräfte können diese Membranen aufbrechen, wodurch sie ihre Funktion verlieren und die Bandscheibe und den Nucleus Pulposus austrocknen. Wenn ein Bandscheibenvorfall auftritt, verformt sich der Kern praktisch aus seiner ursprünglichen Form.
Ein Bandscheibenvorfall tritt normalerweise als Folge einer langfristigen Schädigung der Bandscheibe auf. Der gelatineartige Kern (ca. 80 % Wasser) einer gesunden Bandscheibe besteht aus einem Gewebe mit geringem Zellgehalt und wirkt zusammen mit Knorpelringen und Membranen unter Last als hydraulische Feder. Die Wirbelkörper und Bandscheiben vorne sowie kleine Wirbelgelenke hinten sorgen für eine hohe Beweglichkeit und Stabilität der gesamten Wirbelsäule.
Es gibt 23 Bandscheiben in der menschlichen Wirbelsäule, dabei gibt es keine Bandscheibe zwischen dem ersten Wirbel - von oben betrachtet - und dem zweiten Wirbel. Dies gibt dem Kopf die notwendige Bewegungsfreiheit beim Nicken und Drehen. Außerdem konzentrieren sich hier wichtige Nervenstränge und die Blutversorgung des Kopfes.
Für einen Bandscheibenvorfall gibt es verschiedene Gründe: genetische Schwäche, einseitige Belastung oder Schwäche der paravertebralen Muskeln, d. h. der Muskeln neben den Wirbeln. Eine Verletzung der Bandscheibe, die ausschließlich durch Unfälle oder Verletzungen verursacht wurde, wurde noch nicht als Ursache nachgewiesen - Argumente, die dem widersprechen, werden von Berufsverbänden und Sozialgerichten sehr selten anerkannt.
Nach allgemeiner Meinung sollte gesundes Gewebe der Bandscheibe zusammen mit einem Stück Knochen, wenn überhaupt, aus dem Wirbelkörper herausgezogen werden. Ein Bandscheibenvorfall tritt häufig während der Schwangerschaft auf. Zugleich gibt es viele Senioren über 90, die in ihrem Leben noch nie ein Problem mit ihrer Wirbelsäule oder ihren Bandscheiben hatten. Auf der anderen Seite gibt es Kinder, die bereits einen Bandscheibenvorfall erlitten haben.
Mögliche Gründe für die rasche Zunahme von Bandscheibenvorfällen sind heute Bewegungsmangel und schlechte Körperhaltung, insbesondere bei der Arbeit im Büro. Einige Studien haben durch den Body-Mass-Index ein erhöhtes Risiko bei Fettleibigkeit im Vergleich zu Bandscheibenveränderungen festgestellt. Eine finnische Studie zeigte einen zweifachen Anstieg des Risikos einer stationären Behandlung von Bandscheibenerkrankungen mit einem BMI > 27,5 kg/m².
Das Durchschnittsalter des Auftretens der Diskushernie beträgt 40 Jahre, am häufigsten sind die Wirbel in der Lendengegend betroffen. Die Halswirbel sind weniger oft betroffen und die Brustwirbel nur sehr selten.
Wer ist besonders gefährdet?
Die Ursachen eines Bandscheibenvorfalls sind Anzeichen eines Verschleißes der Bandscheiben aufgrund einer erhöhten (falschen) Belastung der Wirbelsäule. Besonders gefährdet sind Menschen mit einem sitzenden Lebensstil (z. B. LKW-Fahrer, Sekretär), Bewegungsmangel und/oder chronischem Stress bei der Arbeit und in der Freizeit.
Bandscheibenvorfälle können ebenso während der Schwangerschaft oder aufgrund anderer, erblicher Faktoren auftreten. Ein Bandscheibenvorfall tritt normalerweise im Alter zwischen 20 und 65 Jahren auf. Aufgrund der größten Belastung der unteren Lendenwirbelsäule treten dort am häufigsten Bandscheibenvorfälle auf, gefolgt von Hernien im Nacken.
Während einer neurologischen Untersuchung ist es oft möglich, Umfang und Ausmaß des Vorfalls einzugrenzen. Eine ausführliche ärztliche Beratung, bei der die Umstände und das Aussehen der Diskushernie bestimmt werden, kann die Gründe klären. Um den Ort des Bandscheibenvorfalls genau zu bestimmen, werden Querschnittsbilder der Wirbelsäule mittels Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) aufgenommen.
Die Stärke der Symptome muss jedoch nicht mit der Größe des Vorfalls einhergehen: ein Bandscheibenvorfall kann bei einem kleinen Vorfall problemlos und symptomatisch sein. Dies hängt davon ab, wie weit der Nerv vom Bandscheibenvorfall gedrückt wird.
Das Risiko einer Diskushernie steigt mit zunehmendem Alter, denn im Laufe der Jahre verliert die Bandscheibe Feuchtigkeit und ihre Elastizität nimmt ab. Infolgedessen wird der Annulus Fibrosus spröde und eine falsche Bewegung kann ausreichen, um die Scheibe aus der richtigen Position zu bringen.
Neben den älteren Menschen sind vor allem Menschen betroffen, die
- regelmäßig schwere Lasten heben,
- viel am Schreibtisch arbeiten,
- sehr übergewichtig sind,
- eine genetische Veranlagung haben und
- ein erhöhtes Risiko für einen Bandscheibenvorfall aufweisen.
Wie kann man eine Diskushernie behandeln und wie hoch sind die Erfolgschancen?
Ziel einer Behandlung ist es, Schmerzen zu lindern und dauerhafte Nervenschäden zu verhindern. Ein Bandscheibenvorfall löst sich normalerweise innerhalb von Wochen oder Monaten weitgehend auf. Ein Wiederauftreten eines Bandscheibenvorfalls ist jedoch möglich. Bei Muskelparalyse oder Erkrankungen der Blase und des Darms sollte ein Bandscheibenvorfall operiert werden, da sonst eine irreversible Lähmung zu erwarten ist.
Wenn „nur“ Schmerzen und sensorische Störungen auftreten, kann eine Operation vermieden werden. In jedem Einzelfall sollte die Entscheidung über die Notwendigkeit einer Operation mithilfe eines Neurochirurgen getroffen werden. Die konservative (nicht operative) Behandlung umfasst drei Phasen:
1. Angemessene analgetische und allgemeine Entspannung, falls erforderlich Bettruhe und Wärmeanwendungen.
2. Frühes Training und lokale Entspannung wie Physiotherapie, Massage und Schlammpackungen.
3. Entspannte Aktivitäten durch motorische Bewegung und Wiedereingliederung in Arbeit und Alltag sowie eine schrittweise Reduzierung der Schmerzmittel.
Ein Bandscheibenvorfall kann sowohl nach chirurgischer als auch nach konservativer Behandlung erneut auftreten. Daher ist es wichtig, die Ursachen des Vorfalls zu identifizieren und zu beseitigen. Der konsequente Aufbau der Rückenmuskulatur durch Gymnastikübungen, das Vermeiden des Hebens zu schwerer Lasten und das Erlernen des mühelosen Arbeitens für den Rücken gehören ebenso zur Vorbeugung wie das Ausüben von „orthopädischen Sportarten“ (z. B. Tanzen, Schwimmen, Nordic Walking, Gehen). Dadurch entsteht eine "Muskelpanzerung", die die Wirbelsäule vor einem erneuten Auftreten der Diskushernie schützt.
Ein Bandscheibenvorfall bedeutet nicht unbedingt eine Operation. Im Gegenteil: Bei fast 90 Prozent aller Kranken bessern sich die Symptome durch konservative Behandlungen. Die Symptome klingen normalerweise nach sechs bis acht Wochen vollständig ab. Zunächst wird Ihr Arzt Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente verschreiben. Sie lindern das Leiden des Patienten und hindern ihn daran, eine falsche Position einzunehmen. Bei starken Schmerzen können Lokalanästhetika und/oder Cortison-Medikamente direkt in den betroffenen Bereich injiziert werden.
Gesunde Wärmetherapie - zum Beispiel in Form von roten Lichtern oder Fango - kann effektiv sein. Die Hitze regt die Durchblutung an und entspannt die Muskeln. Eine weitere Maßnahme, welche die Therapie begleitet, ist die Platzierung eines versetzten Bettes, bei dem die Beine in Rückenlage angehoben werden, um die Nerven zu entspannen.
Eine operative Behandlung, also Operation, ist nur notwendig, wenn die Schmerzen sehr ausgeprägt sind und eine konservative Therapie nicht hilft. Bei Lähmungen oder sensorischen Störungen empfiehlt der Arzt häufig eine Operation, bei der der Bandscheibenvorfall chirurgisch entfernt wird.
Ein wichtiger Teil der Behandlung: Rehabilitation
Selbst wenn sich die Symptome eines Bandscheibenvorfalls schnell bessern, wird empfohlen, nicht wie gewohnt zum alltäglichen Geschäft zurückzukehren. Stattdessen raten Experten, nach der Behandlung ambulante oder stationäre Rehabilitationsmaßnahmen durchzuführen. Dies umfasst unter anderem Physiotherapie, Massage oder Aqua-Aerobic, die die Kernmuskulatur stärken.
Während der orthopädischen Rehabilitation lernt der Patient auch, sich im Alltag besonders schonend mit dem Rücken zu verhalten, um das Risiko eines neuen Bandscheibenvorfalls zu minimieren. Sinnvoll ist ebenso die Teilnahme an der sogenannten Back School. Hier führen Physiotherapeuten die Teilnehmer in eine Vielzahl von Übungen ein, die leicht innerhalb ihrer eigenen Wände durchgeführt werden können.
Auch zu Hause kann man einiges tun, um die Heilung nach einem Bandscheibenvorfall zu fördern. Das folgende Buch enthält viele Tipps und praktische Übungen zur Rehabilitation: Hausaufgaben für Patienten mit Bandscheibenvorfall: Übungen und Hilfestellungen für Betroffene.