Stand März 2023

Vorsorgeuntersuchung gegen Krebs: Ultraschall der Brust (IGeL)

Laut Statistik erkrankt jede achte Frau an Brustkrebs, jede fünfte verstirbt an dieser Erkrankung.

Aus diesem Grund führte man in Deutschland im Jahr 2009 das Mammographie-Screening ein, zu dem jedes zweite Jahr Frauen zwischen 50 und 69 Jahren zur Untersuchung eingeladen werden.

Seit Anfang 2021 prüft man darüber hinaus, ob das Screening auf Frauen zwischen 45 und 74 Jahren ausgeweitet werden soll. Zur Früherkennung von Brustkrebs werden aber nicht nur die Mammographie, sondern auch der Ultraschall bzw. die Magnetresonanztomographie (MRT) angeboten.

Pro Untersuchung starten die Kosten für den Ultraschall bei 26 Euro, können aber auch auf bis zu 60 Euro ansteigen.

Nutzen einer Ultraschall-Untersuchung

Wenn auffällige Mammographie- oder Tastbefunde genauer abgeklärt werden sollen, so werden die Kosten für einen Ultraschall von der Kasse übernommen.

Zur Brustkrebs-Früherkennung stellt die Untersuchung allerdings eine IGeL dar.

Sie gilt als einfache und strahlungsfreie Maßnahme und wird entweder anstelle einer Mammographie oder als Ergänzung eingesetzt. Als Ergänzung bedeutet, dass diese Untersuchung entweder vor dem Mammographie-Screening oder zusätzlich zum Screening zum Einsatz kommt.

Verschiedene Gesundheitsproblematiken, die Brustkrebs begünstigen

Wie bereits erwähnt, erkrankt ungefähr jede achte Frau an Brustkrebs. Das durchschnittliche Alter der erkrankten Frauen liegt dabei bei 64 Jahren, drei von zehn Patientinnen sind bei Ausbruch der Erkrankung jünger als 55 und jede fünfte Frau stirbt an ihrer Brustkrebs-Erkrankung.

Als Risikofaktoren gelten eine sehr frühe erste bzw. eine sehr späte letzte Menstruationsblutung, Bewegungsmangel sowie Übergewicht nach dem Einsetzen der Wechseljahre, Kinderlosigkeit, Alkoholkonsum, dichtes Brustgewebe sowie viele Fälle von Eierstock- oder Brustkrebs innerhalb der Familie.

Geringfügig erhöht wird das Risiko einer Erkrankung auch durch Rauchen bzw. durch die Einnahme der Antibabypille. Sehr niedrig ist das Risiko hingegen bei Frauen, die mehrere Kinder zur Welt gebracht und gestillt haben.

Untersuchungsmethode

Eine Untersuchung mittels Ultraschall setzt man in der Medizin häufig ein. Durch die Ultraschallwellen hat man die Möglichkeit, verschiedenste Körperstrukturen, wie zum Beispiel Blutgefäße oder Organe, sichtbar zu machen.

Die Schallwellen werden dabei vom Gewebe reflektiert und aus den zurückgesendeten Wellen entsteht ein zweidimensionales Bild. Ein Vorteil dieser Untersuchungsmethode ist, dass man sie sehr schnell anwenden kann und sie auch ohne Röntgenstrahlen funktioniert.

Ultraschall wird bei unterschiedlichen Symptomen sehr häufig zur ersten Orientierung eingesetzt, dient aber auch als zusätzliches Diagnoseinstrument bzw. zur räumlichen Kontrolle, wenn Gewebe entnommen wird.

Empfehlungen zur Brustkrebsvorsorge

Im Jahr 2017 wurde von deutschen Fachgesellschaften eine Leitlinie zum Thema Brustkrebs verabschiedet, in der steht, dass die Mammographie die einzige belegte Methode ist, die Frauen vor einem Tod durch Brustkrebs bewahren kann.

Aus diesem Grund wird zwischen einem Alter von 50 bis 69 eine Teilnahme am Mammographie-Screening empfohlen. Für Verfahren wie MRT und Ultraschall gibt es laut dieser Leitlinie keine ausreichenden Hinweise, dass Todesfälle durch Brustkrebs dadurch verhindert werden können, und zwar weder als Alternative noch als Ergänzung zur Mammographie.

Zudem wird die Sonographie als alleinige Methode zur Früherkennung von Brustkrebs nicht empfohlen. Als zusätzliche Maßnahme können durch die Ultraschall-Untersuchung zwar mehr Tumore entdeckt werden, wobei dies vor allem für Frauen mit einem erhöhten Risiko, mit sehr dichtem Brustgewebe bzw. für Frauen unter 50 Jahren gilt.

Es gibt allerdings auch mehr Fehlalarme, die dann zu Überdiagnosen und unnötigen Gewebeproben bzw. Untersuchungen führen.

Im Juni 2018 wurde von der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) gefordert, die Sonographie für Frauen ab 40 zur Früherkennung von Brustkrebs einzusetzen, wobei von der Gesellschaft aber nur der mögliche Nutzen betont wird und Schäden aufgrund von Überdiagnosen und Fehlalarmen nicht berücksichtigt werden.

Zwei Leitlinien aus den USA empfehlen die Ultraschall-Untersuchung nicht bzw. können weder davon ab- noch zuraten, da ausreichende Daten dafür fehlen, was auch für Frauen, die über ein sehr dichtes Brustgewebe verfügen, gilt.

Bewertung der Igel-Leistung

Laut dem IGeL-Monitor wurde in der Literatur nach entsprechenden Übersichtsarbeiten gesucht, die sich mit der Frage auseinandersetzen, ob eine Sonographie bei Frauen ohne Beschwerden bzw. ohne erhöhtes Risiko Todesfälle aufgrund von Brustkrebs verhindern kann.

Dabei sollte es vorwiegend um Frauen ab einem Alter von 40 gehen, die eine Sonographie als Alternative bzw. als Ergänzung zur Mammographie in Anspruch nahmen. Gefunden wurden insgesamt fünf Arbeiten, die allerdings selbst keinerlei entsprechende Studien angeben konnten.

Es liegen zwar Studien vor, die man an Frauen mit einer sehr hohen Brustdichte durchführte und bei denen man mehr Tumore finden konnte, ob die Untersuchung diese allerdings vor einem Tod durch Brustkrebs bewahren kann, konnte nicht herausgefunden werden.

In einer weiteren Studie aus Japan wurden zwei Frauengruppen miteinander verglichen: Die eine Gruppe erhielt nur eine Mammographie, die andere Gruppe eine Mammographie und eine Ultraschall-Untersuchung.

Der Fokus dieser Studie lag allerdings nicht darauf, ob aufgrund der Sonographie weniger Todesfälle durch Brustkrebs auftraten.

Außerdem waren an der Studie nur 40- bis 49-jährige Frauen beteiligt. Daher können diese Studienergebnisse auch nicht berücksichtigt werden.

Insgesamt gibt es daher keinerlei eindeutige Hinweise, dass mithilfe des Brustultraschalls Brustkrebs früher erkannt werden kann.

Mögliche Schäden durch eine Sonographie

Eine Sonographie zur Früherkennung von Brustkrebs wäre schädlich, wenn aufgrund der Untersuchung direkte oder indirekte gesundheitliche Schäden auftreten bzw. es zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität kommt. Auch dazu konnten keinerlei Studien gefunden werden.

Aus allgemeinen Überlegungen kann man jedoch diesbezüglich Rückschlüsse ziehen, wobei zwischen zwei verschiedenen Szenarien unterschieden werden muss:

Setzt man die Sonographie ergänzend zur Mammographie ein, so können eventuell weitere Schäden auftreten. Zwar treten diese Schäden nicht direkt durch den Ultraschall auf, es kann allerdings zu Übertherapien und Überdiagnosen und somit zu einem indirekten Schaden kommen, vor allem dann, wenn man Tumore entdeckt bzw. behandelt, die ohne Untersuchung unauffällig geblieben wären.

Wird die Sonographie alternativ eingesetzt, so gibt es kaum Daten darüber, welche Auswirkungen das auf Frauen hat. Durch die Sonographie entfallen mögliche Schädigungen aufgrund von Röntgenstrahlen, denen man bei der Mammographie sehr wohl ausgesetzt ist.

Laut dem Bundesamt für Strahlenschutz erkranken von 10.000 Frauen eine bis zehn an Brustkrebs, wenn sie zwanzig Jahre lang regelmäßig eine Mammographie in Anspruch genommen haben. Ob es durch den Einsatz einer Sonographie zu mehr Überdiagnosen kommt, kann allerdings nicht beurteilt werden.

Insgesamt gibt es keine Hinweise darauf, dass eine Sonographie der Brust Schäden hervorruft.

Diese Aussage gilt für Frauen ab einem Alter von 40 Jahren und ist unabhängig davon, ob diese am Mammographie-Screening teilnehmen oder auch nicht.

Fazit zur IGeL-Leistung

Der IGeL-Monitor beurteilt den Ultraschall zur Brustkrebs-Früherkennung mit "unklar", da es keine ausreichenden Studien dazu gibt.

Ein direkter Schaden aufgrund einer Sonographie ist nicht zu erwarten, möglicherweise kommt es aber zu Überdiagnosen bzw. Übertherapien, die jedoch nicht quantifiziert werden können.

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