Für Paare ist der Kinderwunsch der erste Schritt auf dem Weg zur Gründung einer gemeinsamen Familie. Was für viele ein Prozess voll Begeisterung und Vorfreude ist, stellt für andere eine große Herausforderung dar.
Verschiedenste Hürden können die Familiengründung erschweren, darunter auch Probleme bei den Zeugungsversuchen. Die Vielzahl der Risikofaktoren und potenziellen Ursachen für Unfruchtbarkeit werden fortwährend erforscht, um die Effizienz von Behandlungsmöglichkeiten zu verbessern. Ein Forscherteam des „Institut Curie“ aus Paris liefert nun neue Erkenntnisse in der Fertilitätsforschung, welche einen Grund für Unfruchtbarkeit in der Zellstruktur der Spermien vermuteten.
Unerfüllter Kinderwunsch – Was sind mögliche Ursachen?
Wenn es mit der Schwangerschaft einfach nicht funktionieren möchte, können vielerlei Faktoren eine Rolle spielen, egal ob sozial, biologisch oder auf emotionaler Ebene.
Laut dem Bundesministerium für Familie sind die Ursachen für den unerfüllten Kinderwunsch in 30 bis 40 Prozent der Fälle biologischer Natur.
Da Frauen über eine begrenzte Anzahl an Eizellen verfügen und diese nicht neu gebildet werden können, gibt es einen reproduktiven Zeitraum, welcher üblicherweise zwischen Mitte und Ende 30 endet.
Diverse Fruchtbarkeitsstörungen können es allerdings bereits vor diesem Zeitpunkt erschweren, schwanger zu werden. Geschlechtskrankheiten wie eine Infektion mit Chlamydien, Erkrankungen, welche die Qualität der Ei- oder Samenzellen beeinträchtigen und hormonelle Fehlfunktionen gehören zu den verbreitetsten Ursachen.
Die ungewollte Kinderlosigkeit ist nicht in allen Fällen biologisch bedingt. Neben potenziellen organischen Störungen können auch psychische Belastung und äußere Einflüsse, wie langanhaltender Stress oder ein ungesunder Lebensstil, die Kinderlosigkeit bedingen. In diesem Artikel soll der Fokus auf möglichen Ursachen männlicher Fruchtbarkeitsstörungen liegen.
Gründe für die verminderte Fruchtbarkeit des Partners
Die besten Chancen für die Befruchtung der Eizelle bestehen, wenn die Spermien eine gute Qualität aufweisen. Dies basiert zum einen auf der Anzahl der Keimzellen, welche im Ejakulat enthalten sind. Zum anderen ist entscheidend, dass diese Zellen gesund sind, dass sie also eine normale Form und Bewegung aufzeigen.
Einen großen Einfluss hat der Lebensstil auf die Gesundheit der Samenzellen. Hoher Alkohol- oder Drogenkonsum, Übergewicht sowie eine vitaminarme Ernährung können die Qualität der Spermien negativ beeinflussen. Wie jede andere Zelle auch, ist die Entwicklung und Funktion der Samenzellen darauf angewiesen, welche Nähr- oder Giftstoffe in unserem Körper zur Verfügung stehen.
Insbesondere bei Erektionsproblemen können psychische Faktoren einen negativen Einfluss nehmen. Auch eine häufige Strahlenbelastung, wie sie beispielsweise beim Röntgen auftritt, kann sich auf die Spermienqualität auswirken. Zudem sollte eine gute Durchblutung der Testikel gewährleistet sein. Dies trägt zur Funktionsfähigkeit der inneren Genitalwege bei. Allerdings können Fruchtbarkeitsstörungen auch auftreten, obwohl diese Rahmenbedingungen optimal erfüllt werden.
Krankheiten im Kindesalter können ebenso negative Effekte haben wie eventuelle Störungen der Hormonproduktion oder -ausschüttung. Das Testosteron spielt für die Spermienqualität eine entscheidende Rolle. Ein Mangel an Testosteron kann genetisch veranlagt sein oder beispielsweise durch eine Fehlfunktion der Schilddrüse bedingt sein. Um das Ausmaß eventueller Risikobedingungen zu untersuchen und Klarheit über die Ursache der Zeugungsfähigkeit zu erhalten, werden Hormonuntersuchungen oder Spermiogramme angeboten.
Fortbewegung der Keimzellen
Ein Aspekt, welcher bisher nicht genannt wurde, ist die Bedeutung des Antriebs der Samenzellen. Unzureichende oder fehlgerichtete Fortbewegung kann ebenfalls ein Anzeichen für verminderte Fruchtbarkeit sein. In diesem Fall gelangen die Spermien nicht zu den Eizellen, sodass keine Befruchtung stattfinden kann.
Im Allgemeinen besteht eine Samenzelle aus einem Kopfabschnitt, welcher den Zellkern beinhaltet, einem Mittelstück und schließlich der fadenförmigen Geißel. Dieses Endstück, auch Flagellum genannt, enthält zwei Proteinarten, welche gemeinsam die schlängelnde Bewegung der Spermien bedingen.
Mikrotubuli sind Zellstrukturen, welche sich aus Tubulin-Proteinen zusammensetzen und die Geißel durchziehen. In Kombination mit den Motorproteinen verhelfen sie den Spermien, zur Eizelle zu gelangen. Ist dieser Mechanismus geschädigt, können erfolglose Zeugungsversuche die Folge sein.
Zellbiologie bringt Antworten
Ein Forscherteam um den Biologen Sudarshan Gadadhar untersuchte in einer Studie vom Januar 2021 die Zellstrukturen, welche für diesen Bewegungsantrieb verantwortlich sind.
Die Motorproteine versetzen die röhrenartigen Mikrotubuli in Bewegung. Daher wurde vermutet, dass die Kommunikation der Antriebsproteine untereinander bei weniger fruchtbaren Lebewesen gestört sein muss. Dies wurde an Mäusen untersucht und bestätigte die Hypothese.
Entscheidend für die synchrone Funktion der Motorproteine ist, dass die Mikrotubuli den Prozess der sogenannten Glycylierung durchlaufen. Dabei werden Aminosäureketten aus Glycin an die Mikrotubuli angehängt. Ist dies nicht der Fall, schwimmen die Samenzellen in kreisförmigen oder ungerichteten Bewegungen und gelangen somit seltener zum Zielort.
Bedeutsam ist dies für die Erforschung von Unfruchtbarkeit bei Männern vor allem, weil durch eine gezielte Modifikation der Tubulin-Proteine die ursprüngliche Fortbewegung reaktiviert werden könnte.
Die Forschergruppe aus Paris liefert zudem den Ausblick, dass Tubulin-Proteine auch in anderen Zellstrukturen unseres Körpers vorhanden sind und dort womöglich ähnliche Funktionen erfüllen.
Therapiemöglichkeiten
Die Ergebnisse der Forscher aus dem „Institut Curie“ eröffnen neue Möglichkeiten, die männliche Unfruchtbarkeit zu behandeln. Doch es werden bereits etablierte Methoden zur Therapie angeboten. Diese sind von der genauen Ursache für die verminderte Zeugungsfähigkeit abhängig.
Ist die Beeinträchtigung die Folge eines ungesunden Lebensstils, ist es empfehlenswert, den Konsum des jeweiligen Genussgiftes zu vermindern. Eine ausgewogene Ernährung und eine Gewichtsreduzierung oder -zunahme bei Untergewicht können ebenfalls zu einer besseren Qualität der Keimzellen beitragen.
Wird psychische Belastung als Ursache für die geringe Fertilität vermutet, so kann eine Beratung oder psychotherapeutische Behandlung dem entgegenwirken. Eine Paartherapie kann ebenfalls über die Ängste und Probleme hinweghelfen, welche mit dem unerfüllten Kinderwunsch einhergehen können.
Diverse biologische Ursachen können zudem operativ oder medikamentös behandelt werden. In diesem Sinne besteht sogar die Möglichkeit zur Refertilisierung nach einer Vasektomie. In jedem Fall gilt allerdings aufgrund der Vielfalt der Ursachen für Unfruchtbarkeit, eine umfassende ärztliche Beratung einzuholen. Nur so kann die richtige und effektivste Behandlungsmethode gefunden werden.
Bleibt der Wunsch nach eigenen Kindern unerfüllt, kann dies für Paare eine große Belastung darstellen. Missglückte Versuche enden dann in Fragen nach der eigenen Zeugungsfähigkeit beziehungsweise der des Partners oder der Partnerin.
Verminderte Fruchtbarkeit kann durch verschiedenste Faktoren beeinflusst werden, welche die persönliche Lebensweise, Umweltfaktoren und biologische Ursachen einschließen. Allerdings sind Betroffene diesen gegenüber nicht hoffnungslos ausgesetzt. Mit einer gezielten Behandlung ist es häufig möglich, den Fehlfunktionen und biologischen Störungen entgegenzuwirken.
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