Jede Frau kann ab einem Alter von 20 Jahren beim Gynäkologen eine Untersuchung des Beckenraums bzw. des Unterbauchs zur Krebsfrüherkennung durchführen lassen. Als Ergänzung wird von vielen Ärztinnen und Ärzten ein sogenannter transvaginaler Ultraschall als IGeL-Leistung angeboten, um bösartige Tumore früher erkennen zu können.
Bei einem Verdacht stellt der Ultraschall ein wesentliches Diagnoseinstrument dar und wird dann auch von den Krankenkassen bezahlt. Gynäkologen bieten die Untersuchung aber oftmals auch im Rahmen eines "Sono-Checks" bzw. innerhalb der gynäkologischen Krebsvorsorge an, wobei dieser dann zwischen 25 Euro und 53 Euro kostet.
Bereits im Jahr 2020 wurde eine stichprobenartige Recherche auf Internetseiten von Gynäkologen durchgeführt, bei der man herausfand, dass 47 von 50 Praxen die Ultraschall-Untersuchung der Eierstöcke zur Krebsfrüherkennung anbieten.
Ein Viertel davon empfiehlt diese Untersuchung und erachtet sie auch als sinnvoll. Bei etwa der Hälfte der Arztpraxen wird aber ausschließlich der Nutzen, nicht aber mögliche Schädigungen dargestellt.
Bei einem Viertel der gynäkologischen Praxen wird die Untersuchung zwar angeführt, es werden aber weder Vorteile noch Nachteile näher beschrieben.
Erkennung und Behandlung von Eierstockkrebs
Durchschnittlich erkrankt ungefähr eine von insgesamt 75 Frauen pro Jahr an Eierstockkrebs, wobei das Durchschnittsalter bei 68 Jahren liegt.
Als Risikofaktoren gelten erbliche Veränderungen, ein hohes Alter, Kinderlosigkeit, Übergewicht bzw. eine Hormonersatztherapie.
Bei einem Verdacht gilt der Ultraschall als wichtigste Methode, um eine verdächtige Stelle entdecken zu können. Danach folgen weitere Untersuchungen, durch die der Verdacht dann bestätigt werden kann.
Für eine eindeutige Diagnose ist jedoch eine Begutachtung des Gewebes unter dem Mikroskop erforderlich. Dazu bedarf es einer Operation, bei der dann der betroffene Eierstock meistens entfernt wird.
Untersuchungsmethode bei Verdacht auf Eierstockkrebs
Mithilfe eines Ultraschalls kann man die Organe im Inneren eines Körpers darstellen, wobei die Methode kostengünstig, strahlungsfrei und nebenwirkungsarm ist.
Um die Körperstrukturen sichtbar zu machen, sendet man Schallwellen aus, die dann vom Gewebe reflektiert werden. Dadurch entsteht in weiterer Folge ein zweidimensionales Bild, das eine erste Orientierung möglich macht.
Je näher man den Schallkopf an das jeweilige Organ heranbringt, desto genauer kann dieses dann dargestellt werden. Aus diesem Grund kommt der transvaginale Ultraschall bei der Früherkennung von Erkrankungen der inneren weiblichen Geschlechtsorgane sehr häufig zum Einsatz.
Empfehlungen zur Untersuchung
Laut dem IGeL-Monitor wird in allen für die Recherche verwendeten Behandlungsleitlinien davon abgeraten, einen transvaginalen Ultraschall bei Frauen ohne Krankheitsverdacht durchzuführen.
Zudem listet auch die Gesundheitsinitiative Choosing Wisely diese Untersuchung unter jenen Maßnahmen auf, die man kritisch hinterfragen sollte.
Bewertung der IGeL-Leistung
Ein Nutzen für Frauen würde dann bestehen, wenn mithilfe der Untersuchung bei Patientinnen ohne erbliche Vorbelastung bzw. Symptome eine Krebserkrankung frühzeitig erkannt werden könnte.
Zu dieser Thematik gibt es auch eine aktuelle Studienübersicht, die folgendes Ergebnis zeigt: Ganz egal, wie man die Frauen untersuchte (keine Untersuchung, Ultraschall und Tumormarker oder alleiniger Ultraschall), war die Sterblichkeit in allen Gruppen fast identisch.
Das heißt, dass trotz der Untersuchung zur Krebsfrüherkennung nicht weniger Frauen verstarben als ohne. Aus diesem Grund gibt es keine wesentlichen Hinweise dafür, dass die Ultraschall-Untersuchung zur Krebsfrüherkennung von Nutzen sein könnte.
Mögliche Schäden durch die Untersuchung
Ein Ultraschall der Eierstöcke ist dann schädlich, wenn sich das Wohlbefinden bzw. die Gesundheit der Patienten dadurch verschlechtert. Das ist bei dieser Form der Untersuchung allerdings nicht zu erwarten.
Was einige Studien jedoch zeigen, ist, dass es im Rahmen der Untersuchung immer wieder positive Befunde gibt, die sich in weiterer Folge aber nicht bestätigen, was auch als falsch positiver Befund bezeichnet wird.
Es kommt immer wieder vor, dass dann der betroffene Eierstock entfernt wird, um das Gewebe zu begutachten. Stellt sich der Befund dann als negativ heraus, so wurde der Eierstock umsonst entfernt. Zudem kann es beim chirurgischen Eingriff auch zu Komplikationen kommen.
Aufgrund von Studien gibt es daher Belege dafür, dass sehr wohl Schädigungen auftreten können.
Fazit zur IGeL Leistung
Der IGeL-Monitor bewertet den Ultraschall der Eierstöcke, um eine Krebserkrankung früher erkennen zu können, als negativ, da es keinerlei eindeutige Hinweise auf einen möglichen Nutzen gibt.
Die Untersuchung kann allerdings Frauen unnötig beunruhigen und oftmals werden auch die Eierstöcke unnötig entfernt.
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