Stand März 2023

Stoßwellentherapie bei Kalkschulter (Tendinosis calcarea) – IGeL

Bei der sogenannten Extrakorporalen Stoßwellentherapie (ESWT) erzeugt man Schallstöße, die sehr kurz und heftig sind, wobei man diese Methode vor allem zur Therapie einer Kalkschulter bzw. eines Tennisarms einsetzt.

Für die Wirksamkeit dieser Behandlung wurden im Jahr 1998 keinerlei ausreichende Belege gefunden und daher wurde die Therapie auch nicht in den Leistungskatalog aufgenommen. Einzig und allein die Stoßwellentherapie zum Zertrümmern von Nierensteinen ist im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen zu finden. Die anderen Anwendungen stellen eine IGeL dar.

Dabei muss man für eine fokussierte Extrakorporale Stoßwellentherapie pro Sitzung mit Kosten von 86 bis 198 Euro rechnen, bei der radialen ESWT reichen die Kosten pro Sitzung von 15 bis 34 Euro.

Das gesundheitliche Problem hinter der IGeL-Leistung

Unter dem Terminus Kalkschulter (Tendinosis calcarea) werden Kalkablagerungen verstanden, die an den Sehnen in der Schulter auftreten.

Diese Ablagerungen können zu starken Schmerzen führen und die Betroffenen können dann zum Beispiel kaum eine Jacke anziehen. Auch der Schlaf wird dadurch erheblich gestört.

Solche Kalkablagerungen entstehen normalerweise dann, wenn die Sehnenzellen übermäßig beansprucht werden oder durch Druck in den Knorpelzellen, wodurch diese dann zu kleinen Kalkklumpen werden.

Nach einer gewissen Zeit können sich diese Klümpchen auch wieder auflösen, was allerdings mit Schmerzen verbunden ist, da durch den Abtransport meist eine Schleimbeutelentzündung auftritt.

Sind diese Maßnahmen nicht hilfreich, so können die Kalkablagerungen auch im Rahmen einer Operation entfernt werden.

Der Raum im Schulterbereich fällt grundsätzlich ziemlich eng aus, da die Gelenkfläche im Verhältnis zur Schulterkugel relativ klein ist. Treten dann noch Verengungen aufgrund von Verletzungen oder falscher Belastung auf, so kann dies zu Schleimbeutelreizungen oder -entzündungen führen, wodurch Kalkablagerungen begünstigt werden.

Dadurch treten noch weitere Entzündungen auf und die Beweglichkeit wird eingeschränkt. Zusätzlich dazu kann es auch zu starken Schmerzen kommen.

In einer frühen Phase haben die Betroffenen meist noch keine Beschwerden. Später treten dann Schmerzen beim Liegen, beim Haare kämmen, beim Anziehen oder bei Drehbewegungen auf. Diese können auch dauerhaft bestehen bleiben und sehr stark sein. Die meisten Patienten empfinden die Schmerzen als bohrend oder stechend, darüber hinaus lässt auch die Kraft im Arm nach.

Eine Kalkschulter kann mithilfe eines Ultraschalls, eines Röntgens oder einer Magnetresonanztomographie diagnostiziert werden. Lösen sich die Kalkklümpchen von selbst auf, so ist keine Therapie notwendig.

Entzündungen oder starke Schmerzen werden mithilfe von Spritzen oder Medikamenten behandelt, zudem kommen auch Kältetherapie, Physiotherapie oder eben eine Stoßwellentherapie zum Einsatz.

Behandlungsmethode bei der IGeL-Leistung

Bei einer sogenannten Extrakorporalen Stoßwellentherapie erzeugt man auf verschiedenste Art und Weise sehr heftige, kurze Stoßwellen, die einen so hohen Druck haben, dass man damit Kalkablagerungen zertrümmern kann.

Die Schallstoßwellen können fokussiert und auf ein bestimmtes Ziel gelenkt werden, man kann sie aber auch unfokussiert herstellen, wodurch sie sich dann radiär - in alle Richtungen - ausbreiten.

Die Wellen überträgt man dabei mittels eines Gerätes, das über einen Schallkopf verfügt auf die jeweilige Körperregion, anschließend dringen sie ins Körpergewebe ein, zerstören dieses aber nicht.

Treffen die Stoßwellen beispielsweise auf Kalkablagerungen, so wird die Energie entladen und die Kalkklümpchen zertrümmert. Darüber hinaus werden auch die Durchblutung des Gewebes bzw. die Selbstheilungskräfte des Körpers damit angeregt.

Mit Hilfe von radialen Stoßwellen kann man zudem ganz gezielt Triggerpunkte behandeln, wobei sich die Wellen dann kreisförmig ausbreiten und Anspannungs- bzw. Entspannungsreize liefern.

Dadurch wird das Körpergewebe entspannt und gelockert und Schmerzpunkte können dadurch ebenfalls aufgelöst werden.

Von der DIGEST (Deutschsprachige Gesellschaft für Extrakorporale Stoßwellentherapie) wird das Verfahren als "anerkannter Standard" bezeichnet, das bei Nierensteinen, Knochenheilungsstörungen bzw. Sehnenerkrankungen eingesetzt wird.

Bei anderen Erkrankungen wie zum Beispiel Gelenkabnutzungen oder Nervenleiden sieht man die Therapie aber eher als ein medizinisches Experiment.

Bewertung der IGeL-Leistung


Wirkung:

Bei einer Kalkschulter kann man mithilfe der Extrakorporalen Stoßwellentherapie mithilfe von Schallwellen Kalkklümpchen zertrümmern, sodass der Körper diese dann schneller abtransportieren kann.

Nutzen:

Nützlich wäre diese Form der Therapie dann, wenn die Schmerzen dadurch gelindert bzw. die Beweglichkeit verbessert werden könnte. Dazu gibt es neun Übersichtsarbeiten, die Studien zur fokussierten bzw. radiären ESWT analysieren.

In den Studien untersuchte man rund 500 Patienten, die zumindest seit einem halben Jahr und nach vergeblicher Behandlung unter Schmerzen in der Schulter litten, die auf Kalkablagerungen zurückführen waren. Ein Teil der Betroffenen erhielt die Stoßwellentherapie, der andere Teil bekam nur eine Scheinbehandlung.

Alle Einzelstudien konnten zeigen, dass sowohl die radiäre als auch die fokussierte ESWT die Schmerzen lindern bzw. die Beweglichkeit in der Schulter erhöhen können.

Wie groß der Nutzen genau ist, kann aufgrund dieser Studien allerdings nicht gesagt werden. Aus diesem Grund reichen die vorhandenen Daten nicht aus, um diese als eindeutigen Beleg deuten zu können. Hinweise für einen Nutzen sind jedoch gegeben.

Schaden:

Schädlich wäre die Stoßwellentherapie dann, wenn es durch die Behandlung zu Nebenwirkungen kommen und auch die Lebensqualität der Betroffenen darunter leiden würde.

Die Studien ergaben hier, dass aufgrund der eingesetzten ESWT mehr Nebenwirkungen auftraten als bei der Scheinbehandlung. Die Schäden sind allerdings als gering zu bewerten. So kam es beispielsweise während der Therapie zu Schmerzen, Blutergüssen bzw. Rötungen.

Nur bei einem Fall trat auch eine Knochennekrose auf. Die Schädigungen, die auftraten, sind eindeutig auf die Therapie zurückzuführen, hielten aber nur kurz an und können damit als geringer Schaden bezeichnet werden.

Fazit zur Stoßwellentherapie zur Behandlung einer Kalkschulter

Der IGeL-Monitor bewertet die Stoßwellentherapie bei der Kalkschulter als "unklar".

Die Studienlage ist nur teilweise befriedigend und zeigt, dass sowohl die radiäre als auch die fokussierte ESWT besser als eine Scheinbehandlung sind und dem Patienten nutzen.

Die beschriebenen Schäden sind geringfügig und zeitlich begrenzt, allerdings kann man den Nutzen durch die mangelhaften Studien nicht eindeutig belegen.

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