August 2020 | Lesezeit 4 Minuten
Organspende-Ausweis – sollte er zur Pflicht werden?
Die Anzahl der registrierten Organspender geht in Deutschland schon seit Jahren zurück.
In unserem Land kann immer noch jeder Mensch selbst entscheiden, ob er seine Organe nach dem Tod spenden will oder nicht. Es gilt die sogenannte Zustimmungs-Lösung, in der jeder volljährige Bürger die Wahl hat, ob er seine Organe spenden will oder nicht.
Im Detail: Die Entnahme der Organe oder Teile vom Gewebe ist nur zulässig, wenn ein gültiger Organspende-Ausweis vorliegt oder nach Eintritt des Todes stellvertretend die Angehörigen der Entnahme zustimmen.
Was ist jedoch, wenn eine deutsche Person im Ausland verstirbt?
Hierbei gelten grundsätzlich andere Regelungen als im Heimatland. Weit verbreitet im Ausland sind eine erweiterte Zustimmungs- oder Widerspruchslösung.
Die Bereitschaft zur Organspende ist in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern extrem niedrig - dies kann daran liegen, dass man einer Organentnahme vor seinem Tod nicht aktiv widersprechen muss, sondern davon ausgegangen wird, dass Menschen ohne Organspende-Ausweis keine Spender sein wollen.
Was heißt das genau?
Verstirbt eine Person im Ausland, so tritt die jeweilige Länderregelung in Kraft.
Wer also einen längeren Auslandsaufenthalt plant, sollte sich im Vorfeld mit der Regelung im jeweiligen Land vertraut machen. Übersicht der Regelungen über Organspende:
Zustimmungs-Lösung:
Bei dieser in Deutschland geltenden Regelung trägt der Bürger einen gültigen Ausweis bei sich, in dem er sein Einverständnis zur Entnahme von Organen und Gewebe erteilt.
Um die Organspende-Zahlen zu erhöhen, senden die Krankenkassen in Deutschland allen versicherten Personen ab 16 Jahren mindestens alle 2 Jahre wichtige Informationen rund um die Organspende zu.
Die Organspende ist freiwillig und kann allenfalls empfohlen werden. Eine ausschließliche Lösung der Zustimmung gibt es innerhalb aller Staaten des Eurotransplant-Verbunds (auch in Deutschland) nicht.
Wie bereits erwähnt, können beim Eintritt des Todes die nächsten Angehörigen oder Bevollmächtigten stellvertretend die Entscheidung darüber treffen, ob es im Sinne der verstorbenen Person wäre, Gewebe- und Organe zu entnehmen.
Um den Angehörigen diese schwere Entscheidung in einer tiefen Trauer abzunehmen, wird immer wieder von zahlreichen offiziellen Behörden dazu angeraten, einen Organspende-Ausweis bei sich zu tragen.
Entscheidungs-Lösung:
In dieser leichten Abwandlung der eben geschilderten Zustimmungs-Lösung werden die Bürger immer wieder mit Informationen versorgt, um bewusst ihre Entscheidung in Sachen Organspende zu treffen. Auch diese Möglichkeit finden wir in Deutschland. Ziel ist es, dass Menschen eine sichere Entscheidung für oder gegen die Organspende treffen. Übrigens: Die Entscheidung zu einem Organspende-Ausweis kann jede Person immer wieder rückgängig machen.
Widerspruchs-Lösung:
In dieser manchmal im Ausland gültigen Regelung tritt beim Hirntod automatisch eine Spende von Gewebe und Organen in Kraft, wenn die verstorbene Person einer Organspende zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widersprochen hat. In einem Widerspruchsregister ist hier genau dokumentiert, welche Personen der Entnahme ihrer Organe widersprochen haben.
Die Anzahl der Organspender geht seit Jahren zurück
Seit der besorgniserregenden Entwicklung in Deutschland wirbt auch Gesundheitsminister Spahn immer wieder für die aktive, bewusste Organspende.
In der Tat ist die Transplantation von Niere, Herz, Leber, Lunge und Co. laut diversen Erfahrungsberichten entscheidend über Leben und Tod.
Diverse medizinische Berichte haben gezeigt, dass viele Organe und Teile vom Gewebe so transplantiert werden können, dass der betroffene Patient noch viele Jahre weiterleben kann. Gerade junge Menschen, die versterben, können ihre gut funktionierenden Organe mit gutem Gewissen einem anderen Menschen überlassen.
Die BZGA-Repräsentativbefragung von 2018 zeigt besorgniserregende Ergebnisse: Im Grundsatz ist durchaus eine positive Haltung zur Organspende zu erkennen. Ganze 84 % der repräsentativ Befragten stehen der Spende von Organen inklusive Gewebe aufgeschlossen und positiv gegenüber. Im Jahre 2012 waren es nur 78 %.
Die Plastikkarte in Form eines Ausweises tragen aber immer noch viel zu wenige Deutsche mit sich, um im Notfall sofort zu zeigen: „Meine Organe oder Teile des Gewebes dürfen weiterverwendet werden, wenn der Tod eintritt!“
Wer also grundsätzlich eine positive Haltung gegenüber Organspenden zeigt, sollte auch verantwortungsvoll handeln und dies schriftlich festhalten. Jeder Deutsche kann Verantwortung im übernehmen.
Einen Organspende-Ausweis kann sich jeder Bürger kostenlos zuschicken lassen oder aus dem Internet laden.
Wo genau bekommt man einen Organspendeausweis?
In vielen Filialen der Krankenkasse, diversen Kliniken oder auch in vielen anderen Behörden liegen Flyer aus, denen ein Organspendeausweis beigefügt ist. Wer den Ausweis, der nicht größer als eine Kreditkarte ist, mit sich trägt (zum Beispiel neben dem Personalausweis in der Geldbörse), geht auf Nummer sicher.
Es reicht einfach nicht, nur zu sagen: „Ich finde es gut, wenn Organe transplantiert werden und damit Leben gerettet werden“, ohne selbst aktiv zu werden.
Deutschland ist Schlusslicht bei der Zahl der Organspenden
Offizielle Studien im "Deutschen Ärzteblatt", zeigen, dass es vor allem bei uns in Deutschland hakt: Die Meldung vieler Kliniken über potentielle Spender an die Deutsche Stiftung Organtransplantation lässt zu wünschen übrig.
Daher ist es keine Überraschung, dass folgende Zahlen diese Tatsache bestätigen: Spanien war unter den postmortalen Organspendern pro Million Einwohner absoluter Spitzenreiter vor Kroatien, Portugal, Belgien und Frankreich. Deutschland liegt hinter Norwegen weit abgelegen auf dem letzten Platz der aktiven, registrierten Organspender.
Das Bundesgesundheitsministerium treibt deshalb schon länger Aufklärungsarbeit im Sinne der Organspende voran. Ob eine Änderung der Gesetzeslage zur Zustimmungserklärung gefunden wird, ist fraglich.
Fakt ist, dass das Gesundheitsministerium einen Gesetzentwurf erarbeitet hat, um eine bessere Vergütung der Krankenhäuser bei Transplantationen zu verabschieden, um die Zahl der Organspenden zu erhöhen. Außerdem soll der seit 2012 regelmäßig bestimmte Transplantationsbeauftragte sich aktiv dafür einsetzen, dass zugunsten der Erhaltung von Menschenleben verantwortlich gehandelt wird.
Seit dem Jahr 2012 muss in jeder Klinik, in der eine Spende von Gewebe und Organen möglich ist, ein solcher Beauftragter benannt werden. Des Weiteren sollten kleinere Entnahmen in Kliniken durch gut qualifizierte Ärzte unterstützt werden, damit potentielle Organspender schneller erkannt und gemeldet werden.
Ob all die Bemühungen zeitnah zum Erfolg führen, ist jedoch fraglich. Fest steht allemal: Wer verantwortungsvoll handelt und sich für unsere Gesellschaft stark machen will, sollte sich schnell einen Organspende-Ausweis besorgen!
Auf den Punkt gebracht: Gesetzeslage hin, Regelungen her. Fakt ist, dass es ein Leichtes ist, sich kostenlos einen Ausweis zur Gewebe- und Organspende zu besorgen.
Was spricht dagegen, zumindest einmal aktiv darüber nachzudenken, wie man Menschenleben retten kann?
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