August 2019 Lesezeit 4 Minuten


Neurodermitis sollte ganzheitlich betrachtet werden

Viele Menschen leiden an Neurodermitis und ​haben große Beschwerden mit ihrer Hautkrankheit, denn die Behandlung der Erkrankung ist häufig schwierig und langwierig. Lange schon wird Neurodermitis auch als Krankheit begriffen, die mit psychischen Belastungen in Zusammenhang zu bringen ist und demnach ganzheitlich betrachtet werden sollte.

Bei Neurodermitis schuppt die Haut, ist trocken und rissig.  

Im Mittelpunkt des Krankheitsgeschehens selbst stehen eine gestörte Barrierefunktion der Haut sowie ein Ungleichgewicht im Immunsystem. Die Entstehung der Krankheit, die auch atopisches Ekzem genannt wird, ist noch weitestgehend ungeklärt. Im Grunde ist es ein Zusammenspiel vieler unterschiedlicher Faktoren, das zur Neurodermitis führt. Fest steht jedenfalls, dass Kinder mit einer Wahrscheinlichkeit zwischen 60 bis 80 Prozent eine Neurodermitis entwickeln, wenn die Eltern ebenfalls betroffen sind, eine genetische Komponente wurde kürzlich auch nachgewiesen: 2015 entdeckten Forscher zehn Genregionen, die das Risiko für die Entstehung der Hauterkrankung erhöhen.

Umwelteinflüsse können Schub auslösen

Doch auch Umwelteinflüsse wirken sich auf die Erkrankung aus. Häufig bleibt es bei den Patienten nicht bei Neurodermitis, in vielen Fällen gesellen sich auch Asthma, andere Allergien, wie etwa Heuschnupfen oder eine Unverträglichkeit gegen den Kot von Hausstaubmilben hinzu. Tückisch an Neurodermitis ist, dass die Haut, die den Körper im Grunde vor Eindringlingen schützen soll, aufgrund ihrer Schädigung als Eintrittspforte für Allergene dient. Wichtig ist deshalb, die Neurodermitis rechtzeitig zu behandeln. Wie aber sieht eine solche Behandlung aus?

Behandlung ist aufwändig

Zunächst muss unterschieden werden, um welche Form der Neurodermitis es sich bei dem Betroffenen handelt. Unterschieden werden bislang extrinsische und intrinsische Formen. Die extrinsische kommt deutlich häufiger vor, hier sind spezielle Antikörper (Immunglobulin E) stark erhöht. Betroffene reagieren oft mit Schüben auf Hausstaubmilben, Pollen und verschiedene Nahrungsmittel. Einem Provokationstest kommt hier eine wesentliche Bedeutung zu.

Überschießende Immunreaktion

Anders bei der intrinsischen Form, bei der der IgE-Spiegel keine Auffälligkeiten aufweist. Das bedeutet, dass allergischen Reaktionen hier eine vergleichbar geringe Rolle zukommt. Trotzdem kann es durch die oben beschriebene Barrierestörung der Haut eine Allergie entwickeln. In diesem Fall verwandelt sich die intrinsische Form in eine extrinsische. Gleichzeitig  verzeichnen Mediziner bei Patienten mit Neurodermitis eine überschießende Immunreaktion auf eigentlich harmlose Stoffe, die durch die oft rissige Haut dringen. Auch, wenn kein Schub in Sicht ist: Neurodermitis ist eine bislang unheilbare, chronische Hauterkrankung, die auch in symptomenfreien Zeiten behandelt werden muss. Die Behandlung hat zum Ziel, zunächst die Hautbarriere mit Salben und Lotionen zu stärken. Möglich ist auch die Anwendung zusätzlicher Wirkstoffe, die das Immunsystem beeinflussen. Auch das kann helfen, die Entzündungsreaktionen zu bekämpfen.

Was wichtig ist

Wichtig bei der Behandlung kann je nach Schweregrad sein:

-regelmäßige Pflege der Haut (auch bei gutem Allgemeinzustand)

- Bekämpfung von Hautkeimen wie etwa Staphylococcus aureus

-Kratzen möglichst vermeiden

- Provokationen vermeiden, bei Nahrungsmittelallergien entsprechende Lebensmittel vermeiden oder reduzieren

-Neurodermitis-Schulung

- regelmäßige Verwendung antientzündlicher Wirkstoffe nach Rücksprache mit dem Arzt (Kortison-Präparate oder Calcineurin-Inhibitoren)

- phasenweise innerliche Anwendung von antientzündlichen Wirkstoffen als systematische Therapie

- Auslassungsdiät

- Einsatz von Antikörpern

- antiseptische Therapie

- Immuntherapie

- Aufenthalt in hautfreundlichen Klimaregionen (Nordsee, Alpen, Ausland)

- Phototherapie (entzündungshemmende Wirkung von UV-A-Strahlung) bei Erwachsenen

Ganzheitliche Betrachtung

Neurodermitis ist eine Erkrankung, die ganzheitlich betrachtet werden sollte, denn die Seele hat erwiesenermaßen einen großen Einfluss auf den Körper und damit auch auf die Neurodermitis. Viele Therapieangebote helfen Stress und Ängste abzubauen und zur Ruhe zu kommen – zum Beispiel Atemübungen Meditation oder auch die Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen. Auch Akupunktur, Qi Gong und Yoga bieten sich hier an. Außerdem gibt es in Deutschland spezielle Neurodermitis-Schulungen. Auch Heilpraktiker betonen die Bedeutung Bewältigungsstrategien zu erlernen und gleichzeitig verstehen zu lernen, warum es wann zu einem Schub kommt.

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