Mai 2020 | Lesezeit 3 Minuten
Migräne: Neue Wirkstoffe sollen Abhilfe schaffen
Wenn Migräneattacken nicht mehr mit den üblichen Schmerzmitteln zu lindern sind, kommen häufig Triptane zum Einsatz, die jedoch nicht für alle Betroffenen geeignet sind. Abhilfe sollen jetzt neue Wirkstoffe wie Lasmiditan, Ubrogepant und Rimegepant schaffen.
Zwei Drittel aller erwachsenen Deutschen (47 Mio.) leiden zeitweilig unter Kopfschmerzen.
18 Millionen Menschen leiden deutschlandweit unter Migräne, weitere 25 Millionen unter Kopfschmerzen des Spannungstyps und knapp vier Millionen unter weiteren Formen wie bspw. dem Cluster-Kopfschmerz.
Ca. 47 Millionen Deutsche leiden unter Kopfschmerzen - bei vielen von ihnen schlagen herkömmliche Medikamente nicht mehr an. Neue Wirkstoffe könnten jetzt Abhilfe schaffen.
Die übliche medikamentöse Behandlung von Kopfschmerzen als auch leichteren Migräneattacken erfolgt dabei in der Regel durch die Einnahme von Schmerzmitteln mit Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Paracetamol. Bei wirklich starken und dazu noch regelmäßigen Migräneanfällen reichen diese jedoch nicht mehr aus.
In derartigen Fällen gelten seit den 90er Jahren Triptane mit schmerzlindernden und entzündungshemmenden Wirkstoffen als Mittel der Wahl. Diese haben allerdings den Nachteil, dass sie zugleich die Blutgefäße verengen und damit nicht für jeden geeignet sind.
Insbesondere Menschen, die von einem möglichen Herzinfarkt oder Schlaganfall bedroht sind, unter Bluthochdruck leiden oder ein erhöhtes Thromboserisiko aufweisen gehören zu der Risikogruppe, bei denen Triptane kontraindiziert sind und daher keinesfalls eingesetzt werden sollten.
Lasmiditan, Ubrogepant und Rimegepant als Alternative zu Triptanen
Eine Alternative zu Triptanen sollen daher neue Substanzen wie Lasmiditan, Ubrogepant und Rimegepant bieten. Die Wirkstoffe wurden bereits durch Studien erforscht, allerdings fehlen noch direkte Vergleichsstudien mit der herkömmlichen Triptan-Therapie.
Laut der Deutschen Gesellschaft für Neurologie sollen die neuen Substanzen zwar weniger wirksam als Triptane sein, jedoch eine wichtige und bislang fehlende Alternative für all diejenigen darstellen, bei denen Triptane kontraindiziert sind. Derzeit müssen allerdings noch weitere Studien zur Verträglichkeit und möglichen Nebenwirkungen abgeschlossen werden.
Mit Ubrogepant durchgeführte Studie verspricht Hoffnung
In den USA rechnet man noch in diesem Monat mit der Zulassung von Ubrogepant.
Hierzu wurden Studienergebnisse im Journal of the American Medical Association veröffentlicht, die Hoffnung versprechen: Laut Forschungsergebnissen des Montefiore Headache Center in New York soll die Substanz Migräne innerhalb von kurzer Zeit abschwächen.
Bei der Studie wurden insgesamt 1.686 Erwachsene beobachtet, die unter zwei bis acht Migräneattacken pro Monat litten. Nach dem Zufallsprinzip erhielt ein Drittel der Teilnehmer 25 mg Ubrogepant, ein weiteres Drittel 50 mg Ubrogepant und ein Drittel ein Placebo.
Dem Ergebnis zufolge konnte Ubrogepant die Kopfschmerzattacken schneller stoppen als das Placebo. Bei gut 20 Prozent der Patienten, die 25 mg Ubrogepant erhielten, linderten sich die Schmerzen innerhalb von zwei Stunden. 34 Prozent derselben Gruppe nahmen eine geringere Licht- und Geräuschempfindlichkeit war.
Bei der Gruppe mit der höheren Dosis (50 mg Ubrogepant) reduzierten sich innerhalb von zwei Stunden bei 21,8 Prozent der Teilnehmer die vorhandenen Schmerzen. Begleitende Symptome minderten sich bei 38 Prozent der Betroffenen. Im Vergleich hierzu hatten sich die Schmerzen in der Placebogruppe bei lediglich 14,3 Prozent gelindert.
Was ist Ubrogepant und wie wirkt es?
Ubrogepant wäre bei erfolgreicher Zulassung der erste Vertreter der oral verfügbaren Calcitonin-Gene-Related-Peptide-Rezeptorantagonisten (CGRP), den sogenannten Gepanten.
Das niedermolekulare Ubrogepant würde bei akuten Migräneattacken in Tablettenform zum Einsatz kommen. Seit Einführung der Triptan-Therapie wären die Gepante damit die erste Wirkstoffklasse gegen Migräneanfälle.
Vereinfacht ausgedrückt blockiert Ubrogepant ein Protein im Nervensystem, das an der Schmerzsignalisierung beteiligt ist. Hierdurch werden sowohl Kopfschmerzen als auch andere Symptome, die bei Migräneattacken auftreten (Übelkeit, Erbrechen, Licht-, Lärm und Geruchsüberempfindlichkeit) gelindert.
Auch in Deutschland rechnet man in absehbarer Zeit mit einer Zulassung des Wirkstoffes, sobald die entsprechenden Vergleichsstudien abgeschlossen sind.
Weitere Informationen sind bei der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, über das Deutsche Ärzteblatt oder die Pharmazeutische Zeitung erhältlich. Details über die Studie zu Ubrogepant finden sich im Journal of the American Medical Association vom 19. November 2019.
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