Einem Ärzteteam in den USA ist in einer 8-stündigen Operation zum ersten Mal die Transplantation eines genetisch veränderten Schweineherzens in einen menschlichen Körper gelungen – ein Meilenstein für die Forschung.
Die Übertragung von funktionsfähigen Zellen, Geweben oder Organen von Tieren auf den Menschen wird als Xenotransplantation bezeichnet. Biologisch gesehen sind sich Schweine und Menschen sehr ähnlich, weshalb es auch schon seit längerem die Idee gibt, Organe tierischen Ursprungs zu verwenden, um nicht mehr funktionsfähige Organe beim Menschen zu ersetzen.
Genau das hat ein Team von Ärzten der medizinischen Fakultät in Maryland nun getan.
Vorangegangen war bereits ein Versuch im Oktober 2021, bei dem eine Schweineniere mit dem Kreislauf einer hirntoten Frau verbunden wurde – die Niere wurde dafür am Oberschenkel der Person befestigt und hat im Anschluss für über 54 Stunden Urin produziert. Ein weiterer ähnlicher Versuch wurde im Dezember erfolgreich durchgeführt.
Wie genau wurde das Schweineherz verändert?
Die größte Gefahr bei Organtransplantationen ist, dass der Körper das implantierte Organ wieder abstößt, wenn es als fremd erkannt wird. Deshalb war es im Vorfeld nötig, genetische Veränderungen an dem Schweineherz vorzunehmen, das für den Eingriff vorgesehen war.
Das tierische Organ besitzt normalerweise bestimmte Markierungen auf der Oberfläche seiner Zellen, auf die das menschliche Immunsystem sofort reagiert und es in der Folge abstößt. Den Forschern ist es in diesem Fall jedoch gelungen, drei kritische Gene beim Schwein zu entfernen und zusätzlich sechs menschliche Gene in das tierische Erbgut einzubauen, um auf diese Weise sicherzustellen, dass das Organ nach der Transplantation vom Körper angenommen wird.
Gibt es bei solchen Eingriffen ethische Bedenken?
Insbesondere bei gentechnischen Verfahren müssen ethische Aspekte genau abgewogen werden. In diesem Fall ist es ausschlaggebend, dass das Schwein, von dem das Herz stammte, genetisch verändert wurde, diese Veränderungen jedoch nicht auf den Empfänger des Organs übertragen werden und auch eine Weitergabe des Erbguts an mögliche Nachkommen nicht möglich ist.
Experten auf dem Gebiet der Xenotransplantation halten den gelungenen Eingriff für einen historischen Erfolg und hoffen, dass mit diesem Verfahren in Zukunft das Leben vieler Menschen gerettet werden kann. Auch die Transplantation anderer Organe könnte damit in Zukunft möglich sein.
Wie hoch sind die Überlebenschancen für den Patienten?
Bisher wurde das Herz vom Patienten David Mennett (57) nicht abgestoßen, er ist wieder ansprechbar und sein Zustand stabil – zunächst ein gutes Zeichen, es ist jedoch noch nicht klar, wie lange das Schweineherz im menschlichen Organismus arbeiten wird und wie hoch die Überlebenschancen damit sind.
Dass die Transplantation überhaupt durchgeführt werden durfte liegt daran, dass Bennett bereits so schwer am Herzen erkrankt war, dass er vermutlich bald verstorben wäre, außerdem sei er nicht für eine reguläre Transplantation in Frage gekommen und es gab auch keine anderen weiteren Behandlungsmöglichkeiten – die Transplantation war also seine letzte Hoffnung. Was die Prognose angeht, sind Experten zum aktuellen Zeitpunkt noch zurückhaltend.
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