Eine europäische Langzeitstudie hat ergeben, dass immer mehr junge Menschen an Darmkrebs erkranken. Auch in Deutschland ist die Zahl deutlich gestiegen.
Ein internationales Team von Wissenschaftlern um die Gastroenterologin Manon Spaander an der Universität Rotterdam berichtet, dass sich die Zahl der Neuerkrankungen in der Altersgruppe zwischen 20 und 29 Jahren im Zeitraum von zehn Jahren mehr als verdoppelt hat.
Die genauen Gründe für den Anstieg sind unklar
Warum das so ist, können die Forscher nicht sagen. Auch in anderen Industrieländern außerhalb Europas steigt nach Ergebnissen einer zweiten Untersuchung die Rate deutlich.
Insgesamt haben die Rotterdamer Forscher im Rahmen ihrer Langzeitstudie die Daten von nahezu 144 Millionen Menschen erfasst und ausgewertet. Dabei wurden Menschen im Alter zwischen 20 und 49 Jahren aus 20 europäischen Ländern berücksichtigt.
Ergebnis: Die Anzahl der Darmkrebsfälle bei der Altersgruppe zwischen 20 und 29 Jahren stieg im Zeitraum von 1990 und 2016 auf einen fast dreifachen Wert.
Pro 100.000 Menschen erkrankten zu Beginn der Studie 0,8 und gegen Ende 2,3 Personen. Gerade in den letzten Jahren soll die Zahl deutlich schneller angestiegen sein.
In den Industrieländern außerhalb Europas sind vor allem Kanada, Neuseeland, Australien, aber auch Irland, Großbritannien und Dänemark betroffen.
Krebsrate bei älteren Personen ist rückläufig
Beide Studien ergaben, dass die Zahl der betroffenen Menschen über 50 Jahren sinkt. Als mögliche Gründe dafür sehen die Wissenschaftler, dass Vorsorgeuntersuchungen mittlerweile häufiger in Anspruch genommen werden.
In den vergangenen Jahren ist die jährliche Erkrankungsrate nach Angaben des Zentralen Krebsregisters um ein Fünftel zurückgegangen. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für Versicherte ab 50 Jahren.
Mit einer Darmspiegelung können bereits Vorstufen von Darmtumoren rechtzeitig erkannt und entfernt werden. Normalerweise ist Darmkrebs eine Erkrankung fortgeschrittenen Alters.
Risiko bei jüngeren Menschen fünffach erhöht
Der auffällige Anstieg bei jüngeren Betroffenen führt statistisch dazu, dass die 20- bis 29-Jährigen nun ein fünfmal höheres Risiko für Darmkrebs haben als Menschen, die um 1925 geboren wurden, berichten die Rotterdamer Wissenschaftler.
Ein ähnliches Verhältnis gelte für Menschen aus Kanada, Australien, Neuseeland und Großbritannien, die um 1990 geboren wurden.
In Amerika ist diese Entwicklung seit längerem bekannt. Mögliche Ursachen, meinen Mediziner, können in veränderten Lebensgewohnheiten bestehen: Alkohol, Rauchen, schlechte Ernährung, wenig Bewegung und Übergewicht.
Andererseits sei jedoch ebenso möglich, heißt es, dass heutzutage mehr Fälle von Darmkrebs früh entdeckt würden. Auf jeden Fall sei es wichtig, auch jüngere Menschen für dieses Thema zu sensibilisieren.
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