September 2019 Lesezeit 3 Minuten
Histaminintoleranz: Das Chamäleon unter den Unverträglichkeiten
VWer an einer Histamintoleranz (HI), auch Histaminose oder Histaminunverträglichkeit genannt, leidet, muss bei der Ernährung aufpassen: Die Hi ist eine Stoffwechselstörung, bei der der Körper das Gewebshormon Histamin nicht ausreichend abbauen kann.
Histamin wird normalerweise von körpereigenen Enzymen im Darm abgebaut, den größten Anteil daran hat die Diaminoxidase (DAO). Bei Betroffenen ist dieses Enzym nicht ausreichend vorhanden oder in seiner Aktivität behindert. Die Folge sind Verdauungsprobleme, Kopfschmerzen und Schwindel oder auch Nesselsucht mit Hautrötungen und juckenden Quaddeln.
Histamin: Wichtig für den Körper
Histamin ist vor allen Dingen in verarbeitetem Fisch, Fleisch, in Wein und gereiftem Käse enthalten. Meistens sind Frauen zwischen 35 und 40 Jahren betroffen. Dabei ist Histamin ein wichtiger Stoff für den menschlichen Körper: Es wird unter anderem in den Hautzellen und in der Magenschleimhaut gebildet. Das Gewebshormon dient als Neurotransmitter, der auch an der Ausschüttung von Magensäure und am Schlafrhythmus beteiligt ist.
Ursache noch nicht geklärt
Warum Menschen eine Unverträglichkeit gegen Histamin entwickeln, ist noch nicht hinreichend geklärt. Laut verschiedener Studien ist neben der Diaminoxidase auch das Enzym Histamin-N-Methyltransferase (HNMT) an dieser Abbaustörung beteiligt. Das sind Enzyme, die im Regelfall im Dünndarm und in der Haut für einen reibungslosen und zügigen Abbau von Histamin sorgen. Vermutlich, davon gehen Forscher aus, ist die Aktivität dieser Enzyme bei betroffenen Menschen gestört. Deshalb kann es bei einem hohen Verzehr von histaminhaltigen Lebensmitteln zu einer erhöhten Histaminkonzentration im Körper kommen.
Symptome sind nicht spezifisch
Dasselbe passiert, wenn dem Organismus auch noch zu viele biogene Amide zugeführt werden. Die Symptome einer Histaminintoleranz sind vielfältig. Als wichtiges Symptom gilt die Nesselsucht (Urtikaria), die Hautrötungen, Juckreiz und Quaddelbildung hervorrufen kann. Häufig führt eine Histaminunverträglichkeit auch zu Migräne und anderen Kopfschmerz-Arten, zu Durchfall, Übelkeit, Bauchschmerzen und Blähungen, aber auch zu einer verstopften Nase, Asthma und anderen Atembeschwerden. Müdigkeit, Schlafstörungen und Erschöpfung können ebenfalls an einer Histaminintoleranz liegen, genauso wie Bluthochdruck, Herzrasen und Kreislaufstörungen. Auch für Regelschmerzen wird manchmal Histamin verantwortlich gemacht.
Diagnose ist nicht leicht
Grundsätzlich ist wichtig, bei einer Histaminabbaustörung Lebensmittel zu meiden, die entsprechende Symptome hervorrufen können. Allerdings wird die Histaminose in Expertenkreisen kontrovers diskutiert und gilt als ein umstrittenes Krankheitsbild. Sie zu diagnostizieren, ist nicht leicht. In der Vergangenheit gab es viele Methoden, um der Unverträglichkeit auf die Spur zu kommen. Mittlerweile gibt es jedoch eine Leitlinie zur Diagnostizierung.
Als Gold-Standard gilt nach derzeitigen Erkenntnissen:
-Symptomtagebuch vor dem Arztbesuch
-Arztbesuch (Ausschluss anderer Erkrankungen wie etwa Mastozytose, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, andere Allergien und Unverträglichkeiten), verschiedene Tests
-Eliminationsdiät (2 bis 4 Wochen, Vermeidung biogener Amide unter ernährungstherapeutischer Aufsicht)
-eventuell Provokationstest
Gute und schlechte Prognosen
Nicht mehr angewendet werden normalerweise Blut(heim)-tests, die Dünndarmbiopsie, Stuhl- und Urinuntersuchungen sowie IGG-Test, Bioresonanz oder Speicheltests. Für letztere liegen keine Studien vor. Die Prognose hängt davon ab, welche Ursache der Unverträglichkeit zugrunde liegt. Eine gute Prognose liegt unter anderem bei einem Mangel an DAO-enzymrelevanten Stoffen wie Vitamin B6 und Zink vor, ebenso bei einem Mangel an Vitamin C. Eher ungünstig wird der Verlauf einer HI beurteilt, wenn zum Beispiel ein angeborener Enzymdefekt besteht oder Vitalstoffe wegen bestimmter Stoffwechselerkrankungen fehlen.