Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass die Geschwindigkeit des Verlaufs chronischer Entzündungsprozesse entscheidend dafür ist, wie schnell die Entwicklung altersbedingter Krankheiten voranschreitet.
Dass sich chronische Entzündungsprozesse, die nicht auf einzelne Körperbereiche beschränkt sind, mit zunehmendem Alter langsam verstärken, ist schon länger bekannt. Diese sog. „immunologische Uhr“ tickt bei manchen Personen schneller als bei anderen. Somit ist das Altern des Immunsystems nicht zwingend mit dem Lebensalter verbunden.
Je höher der jeweilige Entzündungsstatus bei einer Person ist, desto höher ist auch das Risiko, degenerative Krankheiten zu entwickeln oder an Krebs oder genereller Altersschwäche zu leiden.
Einem amerikanischen Forscherteam von der Stanford University unter der Leitung von David Furman ist es nun gelungen, eine Reihe von Merkmalen zu finden, mit deren Hilfe man auf den Entzündungs- und Gesundheitsstatus eines Menschen schließen kann. Der Blutwert für das Zykotin CXCL9 spielt hierbei eine besonders wichtige Rolle – ist er besonders hoch, ist dies laut den Forschern u.a. mit einem höheren Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten verbunden.
Die Daten für die Studie wurden mithilfe künstlicher Intelligenz ausgewertet. Hierbei handelte es sich um Blutproben von 1001 Personen zwischen 8 und 96 Jahren, die auf Merkmale von Immunzellen untersucht wurden, die an Entzündungsreaktionen im Körper beteiligt sind. Daraus wurde im Anschluss ein individueller Entzündungsstatus für alle Teilnehmer ermittelt, der vor allem auf dem Blutspiegel von 50 Zykotinen beruht.
Dabei hat das Zykotin CXCL9 die größte Bedeutung: Hierbei handelt es sich um einen Botenstoff, dessen Blutwert in der Regel ab dem 60. Lebensjahr kontinuierlich zunimmt und der nicht nur von Immunzellen, sondern auch von den Endothelzellen der Blutgefäße hergestellt wird.
Bei gesunden Menschen, die ebenfalls einen erhöhten CXCL9-Wert aufwiesen, konnten spezielle Messverfahren ebenfalls frühe Anzeichen krankhafter Veränderungen des Herzens oder verkalkter Arterien finden.
In Laborversuchen ist es gleichzeitig gelungen, in menschlichen Zellkulturen mithilfe einer Blockade der CXCL9-Produktion beeinträchtigte Funktionen von Endothelzellen wiederherzustellen. Dadurch hätte sich laut Furman und seinem Team gezeigt, dass CXCL9 für die Aktivierung vieler Gene verantwortlich ist, die Entzündungsreaktionen auslösen können und somit Mitverursacher für die Alterung von Blutgefäßen sind.
Bei einem Vergleich der medizinischen Daten mit denen von Probanden anderer Studien hat sich ein starker Zusammenhang zwischen dem Entzündungsstatus und Altersschwäche, Herz- und Gefäßgesundheit sowie der generellen Lebenserwartung gezeigt.
Auch bei Personen über 100 Jahren könnte den Forschern zufolge ein Zusammenhang zwischen hohem Alter und einem sehr niedrigen Level von Entzündungsreaktionen bestehen.
Mithilfe dieser neuen Erkenntnisse seien nun sowohl eine frühere Erkennung als auch neue Therapiemöglichkeiten für diese Art von Krankheiten möglich, mit deren Hilfe man eine Verzögerung des immunologischen Alters verzögern und die allgemeine Gesundheit älterer Menschen verbessern kann.
Genauer gesagt ermögliche die neue Methode, alterstypische Krankheiten bis zu sieben Jahre im Voraus zu erkennen und die nötigen Gegenmaßnahmen frühzeitig einzuleiten.
Diese Erkenntnisse geben Hoffnung zur Annahme, dass in Zukunft für viele ein längeres, gesünderes Leben möglich ist.