In der heutigen Zeit ist es für einen HIV-infizierten Menschen möglich, so gut wie normal zu Leben, sofern er oder sie die richtige Therapie erhält. Eines der Standardmittel im Kampf gegen HIV ist nach wie vor das Medikament Dolutegravir, das auch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen wird. Laut neuesten Studien könnte es jedoch Mängel aufweisen.
Zunächst einmal: worum genau handelt es sich bei HIV und Aids?
Die Abkürzung HIV steht für „Humanes Immunschwäche-Virus“, entdeckt wurde es in den 1980er Jahren. HIV dringt zunächst in die körpereigenen Zellen der Immunabwehr ein und zerstört sie von Innen heraus. Wenn diese Infektion nicht behandelt wird, wird das Immunsystem nach und nach immer schwächer, was am Ende zu „Aids“ führt. Für einen gesunden Menschen ungefährliche Viren und Bakterien stellen in diesem Stadium für Erkrankte eine tödliche Gefahr da, da sich ihr Immunsystem nicht mehr verteidigen kann und sie irgendwann sterben. Ein Heilmittel existiert bis heute nicht.
Im Jahr 2019 lebten schätzungsweise ca. 38 Millionen Menschen mit HIV, davon 1,7 Millionen Neuansteckungen im selben Jahr. Bis heute sind rund 32 Millionen an den Folgen von aidsverwandten Erkrankungen gestorben.
Was macht Dolutegravir so besonders?
Zum jetzigen Zeitpunkt ist Dolutegravir weltweit das favorisierte Medikament, um das HI-Virus zu behandeln. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat das Medikament im Jahr 2019 als bevorzugte Behandlungsmöglichkeit für die allermeisten Bevölkerungsgruppen empfohlen, auch Schwangere oder Frauen im gebärfähigen Alter sollten eine Therapie gegen HIV erhalten, die auf Dolutegravir basiert.
Eine Impfung oder ein Heilmittel gegen HIV gibt es bislang nicht, dennoch wurde Doluteglavir teilweise als „Wundermittel“ bezeichnet, da es als wirksam, sicher und nicht zuletzt günstig galt und in klinischen Studien bislang keine Resistenz gegen das Mittel festzustellen war. Zu diesem Zeitpunkt fehlten allerdings noch belastbare Daten über die Wirksamkeit von Doluteglavir gegen bestimmte zirkulierende HIV-Stämme in einer afrikanischen Region auf der südlichen Seite der Sahara
Worin liegen die neu entdeckten Mängel des HIV Medikaments Dolutegravir?
Nun macht eine neue Studie, die im Magazin „Nature Communications“ veröffentlicht wurde und in genau jener Region Afrikas durchgeführt wurde deutlich, dass das Medikament möglicherweise nicht so wirksam ist, wie bisher angenommen. Das Medikament zeigte bei einer größeren Anzahl von Personen, die zusätzlich gegen eine andere Art von antiretroviralen Medikamenten resistent sind, eine geringere Wirkung.
Für die Studie wurde der genetische Code von HIV von einem Forscherteam untersucht – Ziel war es herauszufinden, ob Mutationen des Virus eine Arzneimittelresistenz beeinflussen, dafür wurden 874 Freiwillige untersucht, die mit HIV leben. Im Rahmen der Studie wurden zwei verschiedene Arzneimittelgruppen miteinander verglichen – auf der einen Seite Dolutegravir, auf der anderen Seite Efavirenz, dass zuvor das am meisten verwendete Mittel gegen HIV in der betreffenden Region war. Es sollte geklärt werden, ob eine bestehende Resistenz gegen Efavirenz vor Behandlungsbeginn den Erfolg der Therapie beeinflusst.
Es war zu erwarten, dass eine solche Resistenz sich negativ auf die Behandlungserfolge mit Efavirenz auswirkt, und genau das trat auch ein. Bemerkenswert war jedoch, dass eine Resistenz sich gleichermaßen auf die Behandlung mit Dolutegravir auswirkte.
Kurz darauf äußerte sich das Africa Health Research Institute in einer Pressemitteilung völlig überrascht über die Ergebnisse der Studie. Nun müssten weitere Untersuchungen folgen, um z. B. herauszufinden, ob die Ergebnisse auf das Virus oder vielleicht doch auf die Teilnehmer zurückzuführen sind – so sei bei einer Resistenz möglicherweise anzunehmen, dass betroffene Personen ihre Pillen nicht regelmäßig nehmen. Sollten die vorläufigen Ergebnisse allerdings zutreffen, könnte dies gravierende Folgen auf die Voraussagen zur Kontrolle der Behandlung von Millionen HIV-Patienten haben, bei denen Dolutegravir eingesetzt wurde und wäre ein herber Rückschlag im weltweiten Kampf gegen HIV.
Was tun, wenn man befürchtet mit HIV infiziert zu sein?
Wenn du vermutest, dass du dich selbst mit HIV angesteckt haben könntest, ist schnelles Handeln zunächst das Wichtigste – je früher eine Infektion erkannt wird, desto höher sind die Behandlungschancen. Unmittelbare Hilfe findest du bei der deutschen AIDS-Hilfe oder bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.