In jedem Alter kann Pflegebedürftigkeit auftreten, doch professionelle Pflege ist teuer und gerade im Alter leben viele Menschen an der Armutsgrenze. Eine Pflegezusatzversicherung kann sinnvoll sein, um die große Versorgungslücke zu schließen.
Was bedeutet Pflegebedürftigkeit?
Mit dem Begriff der Pflegebedürftigkeit wird ein Zustand beschrieben, der durch Krankheit oder Behinderung entstanden ist und betroffene Personen dauerhaft einschränkt. Pflegebedürftige Menschen können dabei ihren Alltag nicht mehr selbstständig bewältigen und sind dadurch auf Hilfe anderer Menschen angewiesen.
Fakten über Pflegebedürftigkeit
Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland steigt kontinuierlich. Gerade der demographische Wandel lässt diese Zahlen enorm und sehr schnell ansteigen. Besonders ältere Menschen sind früher oder später davon betroffen.
Da Frauen generell eine höhere Lebenserwartung haben, ist das Problem der Pflegebedürftigkeit im Alter gerade für Frauen ein problematisches Thema.
Ein weiteres Problem ist der Fachkräftemangel. In vielen Einrichtungen gibt es nicht genug Mitarbeiter, um die Pflege auf guter Qualität zu halten, ein ebenso großes Problem stellt auch die Finanzierung der Pflege dar.
So ist es bei älteren Frauen im Moment noch oft der Fall, dass diese sich selbst kaum einen finanziellen Puffer aufbauen konnten, weil sie früher weniger gearbeitet haben als Männer und die Pflege im Alter deshalb nicht finanzieren zu können.
Außerdem werden über die Hälfte der pflegebedürftigen Menschen zu Hause gepflegt. Das heißt, entweder Angehörige übernehmen in diesem Fall die Pflege, oder aber ein ambulanter Pflegedienst kommt zu den pflegebedürftigen Menschen.
Das Risiko, pflegebedürftig zu werden, liegt unter 60 Jahren bei circa 1,6 Prozent, doch bereits zwischen 60 und 80 Jahren steigt das Risiko merklich an und liegt dann bei circa 8 Prozent. Bei Personen über 80 Jahren liegt das Risiko einer Pflegebedürftigkeit aktuell bei knapp 40 Prozent.
Allgemeines zur Pflegezusatzversicherung
Eine Pflegezusatzversicherung wird im besten Fall bereits vor einer Pflegebedürftigkeit abgeschlossen. Bereits kleine Beiträge ab zehn Euro können monatlich gezahlt werden, ebenso gibt es die Möglichkeit, die Pflegezusatzversicherung staatlich fördern zu lassen und somit zusätzlich einen Sparbeitrag zu erhalten.
Bei einem monatlichen Eigenbeitrag von zehn Euro können sogar bis zu fünf Euro staatliche Förderung dazu kommen.
Seit 2013 gibt es diese staatlich geförderte Zusatzversicherung, den sogenannten Pflege-Bahr, der nach dem ehemaligen Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr benannt ist.
Der gesetzliche Versicherungsschutz
Rund 73 Millionen Menschen in Deutschland sind in der gesetzlichen Pflegeversicherung versichert, davon beziehen insgesamt circa 4,5 Millionen Leistungen aus der Pflegeversicherung.
Die Beitragszahlung in die gesetzliche Pflegeversicherung ist Pflicht. Die Regelungen dafür werden im SGB elf geregelt. Die gesetzliche Pflegeversicherung übernimmt dann auch einen Teil der Kosten, wenn die Pflegebedürftigkeit eintritt.
Je nach Pflegegrad, also wie sehr der Betroffene nun pflegebedürftig ist, werden unterschiedliche Summen zur Unterstützung gezahlt:
- Pflegegrad 1: Es wird keine finanzielle Unterstützung gezahlt
- Pflegegrad 2: 316 Euro für die Pflege durch Angehörige, 689 Euro bei professioneller Pflege
- Pflegegrad 3: 545 Euro bei Pflege durch Angehörige, 1298 Euro bei professioneller Pflege
- Pflegegrad 4: 728 Euro für Pflege durch Angehörige, 1612 Euro bei professioneller Pflege
- Pflegegrad 5: 901 Euro für Pflege durch Angehörige und 1995 Euro bei professioneller Pflege
Diese Summen sehen auf den ersten Blick relativ hoch aus, doch wer sich bereits mit Pflege beschäftigt hat, selbst schon einmal gepflegt hat oder sogar in der Pflege arbeitet, kennt die Realität.
Gerade bei den höheren Pflegegraden vier und fünf ist die Pflege zu Hause durch Angehörige äußerst anstrengend und aufwändig.
Viele Angehörige können in solchen Fällen ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen. Das heißt, der Zuschuss zur Pflege (beispielsweise 728 Euro bei Pflegegrad vier) muss gezwungenermaßen den ausgefallenen Lohn oder das Gehalt ersetzen. Für viele Betroffene ist das ein Balanceakt.
Hinzu kommt die enorme psychische Belastung durch die Pflege des Angehörigen, aber auch durch den finanziellen Druck, der dadurch aufgebaut wird.
Was bedeuten ambulante und stationäre Pflege?
Bei der ambulanten Pflege wird die zu pflegende Person in ihrer Häuslichkeit besucht und gepflegt. Dabei kann die Pflege, die Betreuung und die Hauswirtschaft professionell angeboten werden. Diese Form der Pflege wird durch einen mobilen Pflegedienst sichergestellt.
In Deutschland waren zum Ende des Jahres 2020 circa 3,4 Millionen Menschen auf ambulante Pflege angewiesen.
Die stationäre Pflege deckt die 24-Stunden-Versorgung ab. Dabei werden die pflegebedürftigen Menschen in einer speziellen Wohnanlage untergebracht, in der sie dauerhaft professionell gepflegt werden.
Die stationäre Pflege wurde Ende 2020 von über 700.000 Menschen in Anspruch genommen.
Wie hoch sind die Kosten der ambulanten und stationären Pflege?
Der Eigenanteil der Pflege berechnet sich grundsätzlich gleich, doch viele Heime und Einrichtungen haben ihre eigenen Preise angesetzt, meistens auf Grund von Besonderheiten oder speziellen zusätzlichen Angeboten.
Professionelle Pflege zu Hause ist auf jeden Fall günstiger als vollstationäre Heime, jedoch kann bei der Pflege zu Hause selten eine 24 Stunden Versorgung angeboten werden. Dafür sind dann die Angehörigen die Pflegepersonen, die täglich in Bereitschaft sind, die enorme körperliche und geistige Belastung darf dabei nicht vergessen werden.
Bei Pflegegrad zwei und drei ist eine Pflege zu Hause meist noch möglich, bei höheren Pflegegraden wird die Umsetzung allerdings schon schwieriger. Gerade bei Pflegegrad vier oder fünf wird die professionelle Pflege zu Hause in vielen Fällen sogar teurer als in einer vollstationären Einrichtung, die Kosten können hierbei schätzungsweise auf ca. 2200 Euro steigern, der Eigenanteil für die höheren Pflegegrade vier und fünf beläuft sich in einer vollstationären Einrichtung ebenso auf über 2000 Euro.
Neu sind sogenannte Wohngemeinschaften, bei denen Ältere eine WG gründen, sich gegenseitig unterstützen und meistens zusätzlich das Angebot eines ausgewählten Pflegedienstes in Anspruch nehmen. Dieser Pflegedienst kann in den Wohngemeinschaften sogar 24 Stunden am Tag anwesend sein. Die Höhe der Eigenanteile für diese Konzepte liegen meistens unter denen der vollstationären Einrichtungen.
Zur Klärung vieler Fragen, aber auch zur Aufklärung der verschiedenen Möglichkeiten, kann auch eine individuelle Beratung durch einen qualifizierten Pflegeberater in Anspruch genommen werden. Diese Leistung kann sogar bei Pflegediensten in Anspruch genommen werden.
2020 wurden Leistungen der sozialen Pflegeversicherung in Höhe von circa 45 Milliarden Euro in Anspruch genommen.
Wer kann eine Pflegezusatzversicherung abschließen?
Grundsätzlich kann jeder Volljährige diese Zusatzversicherung abschließen, Grundvoraussetzung ist allerdings, dass dann noch keine Leistungen der Pflegepflichtversicherung in Anspruch genommen werden und auch in der Vergangenheit noch nicht genutzt wurden.
Es sollte die eigene finanzielle Situation überprüft werden, genauer sollte auf die mögliche Rente im Alter geschaut werden: In welcher Höhe wirst du wahrscheinlich Rente erhalten? Können deine Angehörigen dich finanziell unterstützen und möchtest du dies überhaupt?
Außerdem sollte auch bedacht werden, ob Angehörige Unterstützung in der Pflege leisten können bzw. möchten. Dadurch würde sich der finanzielle Eigenanteil ebenfalls verringern.
Ebenso sollte bereits früh darüber nachgedacht werden, welche Form der Betreuung, also ambulant oder stationär, bevorzugt wird. Stationäre Pflege ist meist teurer als ambulante Angebote.
Jung und Alt profitieren von dieser Zusatzversicherung, daher ist es auch im Alter noch sinnvoll, diese abzuschließen.
Ältere Beitragszahler können sogar ohne eine Gesundheitsprüfung in die Zusatzversicherung einzahlen. Die Beiträge sind hierbei allerdings höher als bei jüngeren Menschen.
Wenn jüngere Menschen sich für eine Zusatzversicherung entscheiden, ist dabei der lange Zeitraum begünstigend, denn die Beiträge können niedrig gehalten werden, da sie in der Regel bis zum Eintritt der Pflegebedürftigkeit durchgehend gezahlt werden.
Die Pflegezusatzversicherung kann also individuell auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten werden und deckt somit im besten Fall alle Eventualitäten ab.
Welche Möglichkeiten der privaten Absicherung der Pflege gibt es?
Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Pflegetagegeld: Hierbei wird nach Nachweis der Pflegebedürftigkeit ein vorher vereinbarter fester Geldbetrag für jeden Pflegetag ausgezahlt. Diese Summe wird unabhängig von der tatsächlich geleisteten Pflege ausgezahlt.
- Gefördertes Pflegetagegeld: Hier gelten die gleichen Vereinbarungen wie beim Pflegetagegeld, diese Variante ist jedoch staatlich gefördert.
- Pflegekostenversicherung: Hierbei werden ebenfalls die Kosten für die Pflege übernommen, jedoch nur für wirklich angefallene Pflegeleistungen ausgezahlt.
- Pflegerentenversicherung: Hier wird im Fall der Pflegebedürftigkeit eine lebenslange Pflege-Rente ausgezahlt. Diese Summe kann vorab flexibel festgelegt werden und wird je nach Höhe des Pflegegrades ausgezahlt.
Es ist jedoch manchmal sehr schwierig, die Unterschiede zu erkennen, daher sollte unbedingt eine unabhängige Beratung in Anspruch genommen werden. Dabei kann die Verbraucherzentrale behilflich sein.
Fazit zur Pflege und Pflegezusatzversicherung
Professionelle Pflege ist teuer. Gerade im Alter, wenn viele Menschen mit einer niedrigen Rente auskommen müssen, kommt noch die finanzielle Belastung einer möglichen professionellen Pflege hinzu, aber auch junge Menschen sollten schon früh alle möglichen Probleme bedenken und abdecken, denn auch in jungen Jahren ist eine Pflegebedürftigkeit möglich, sei es durch Krankheit oder einen Unfall.
Für Jung und Alt kann daher eine Pflegezusatzversicherung durchaus Sinn ergeben. Durch die drei verschiedenen Möglichkeiten der Pflegezusatzversicherung kann jeder für sich selbst das beste Modell suchen und auswählen.
Eine Pflegezusatzversicherung kann zusätzlich auch staatlich gefördert werden. Somit zahlen der Staat und der Versicherte ein, kleine Beiträge sind meist sogar schon ab zehn Euro monatlich möglich.
Eine Beratung durch eine unabhängige Verbraucherzentrale ist hierbei sehr sinnvoll und sollte unbedingt angenommen werden – auf diese Weise kann jeder das beste individuelle Konzept finden.
Wenn du gerne mehr über private Pflegezusatzversicherungen erfahren möchtest, empfehlen wir dir die folgende Lektüre: "Die private Pflegeversicherung: Finanzieller Schutz vor dem Pflegerisiko".