Sehr viele Menschen leiden am sogenannten Hochstapler-Syndrom, das auch „Impostor-Syndrom“ genannt wird – vor allem Frauen sind davon betroffen. In unserem Artikel erklären wir dir, wie dieses Syndrom entsteht und was man dagegen tun kann.
Wie äußert sich das Hochstapler-Syndrom?
Betroffene Menschen leiden an extremen Selbstzweifeln. Sie gehen davon aus, dass alle Erfolge, die ihnen im Leben zuteilwurden, lediglich durch Zufall entstanden und nicht auf ihr eigenes Können zurückzuführen sind. Deshalb sind sie davon überzeugt, dass sie positive Dinge in ihrem Leben gar nicht verdienen, fühlen sich oft fehl am Platz und haben starke Versagensängste.
Diese negative Sichtweise sich selbst gegenüber kann die persönliche Entwicklung stark einschränken und verhindert Freude über erreichte Erfolge oder erhaltene Komplimente.
Dabei gilt das Impostor-Syndrom in Fachkreisen nicht als psychische Störung, sondern vielmehr als Persönlichkeitsmerkmal, das überraschend oft vorkommt: Eine Studie aus dem Jahr 2011 hat herausgefunden, dass ca. 70 Prozent aller Menschen mindestens einmal im Leben unter dem Hochstapler-Syndrom leiden, im Durchschnitt sind Frauen öfter betroffen.
Wie entsteht das Hochstapler-Syndrom und welche Folgen kann es haben?
Ein zentraler Faktor für das Syndrom ist ein geringes Selbstvertrauen, jedoch geht das Phänomen noch deutlich über diesen Aspekt hinaus.
Wer lediglich ein geringes Selbstvertrauen hat, kann durch gute Leistungen trotzdem Erfolge erzielen und stolz auf das Erreichte sein. Bei Menschen, die unter dem Impostor-Syndrom leiden, ist dies nicht der Fall, im Gegenteil: Betroffene arbeiten mindestens so hart wie alle anderen, allerdings können sie sich nicht über Erfolge freuen, vielmehr verstärken diese noch die ständige Anspannung und Angst vor Rückschlägen – sie leben in ständiger Furcht davor, dass sie irgendwann „auffliegen“ und alle Menschen in ihrem Umfeld merken, dass sie eigentlich Hochstapler sind – ein Teufelskreis.
Menschen mit Hochstapler-Syndrom sind oft Perfektionisten, die versuchen, eine „Enttarnung“ durch Überkompensation zu verhindern und unmöglich zu erreichende Erwartungen und Ansprüche an sich selbst stellen. Dieses Verhalten führt in vielen Fällen zum Burnout.
Aber auch das andere Extrem ist möglich – durch die massiven Zweifel an den eigenen Fähigkeiten strengen sich manche Betroffene gar nicht mehr an und Scheitern deshalb an ihren Aufgaben, wodurch die eigene vermeintliche Unfähigkeit letztendlich für sie bestätigt wird.
Menschen, die am Hochstapler-Syndrom leiden, blockieren auch oft ihre berufliche Karriere, da sie sich keine Ansprüche erlauben und beispielsweise nie nach einer Gehaltserhöhung oder Beförderung fragen, obwohl sie es eigentlich verdient hätten.
Welche Auswirkungen kann das Impostor-Syndrom auf das Privatleben haben?
Im Privatleben kann das Hochstapler-Syndrom zu einer Ablehnung gegenüber sich selbst oder dem eigenen Körper führen. Dies hat oft zur Folge, dass Betroffene denken, nicht gut genug für den eigenen Partner zu sein und dass dieser das mit der Zeit auch bemerken wird und sie verlässt.
Diese Denkweise hat oft zur Folge, dass die Beziehung von vornherein sabotiert wird, um ihr Ende zu beschleunigen.
Der Ursprung des Syndroms
In vielen Fällen liegt der Ursprung des Hochstapler-Syndroms in der Kindheit, wenn Kinder die Vorstellung haben, weniger talentiert zu sein als die eigenen Geschwister, zu wenig Anerkennung von den Eltern bekommen oder ständig Kritik und Gleichgültigkeit ausgesetzt sind. Ebenso ist es schädlich, wenn die Liebe der Eltern an bestimmte Leistungen oder Bedingungen geknüpft ist.
Bei Betroffenen entsteht in solchen Fällen oft ein Minderwertigkeitskomplex und das Gefühl, eine solche Behandlung verdient zu haben – diese Denkweise wird dann oft mit ins Erwachsenenleben übernommen.
Besonders anfällig für das Impostor-Syndrom sind Menschen im Alter von ca. 18 bis 25 Jahren, die kurz vor dem Eintritt ins Berufsleben stehen und auf einmal mehr Verantwortung übernehmen müssen oder Menschen, die mit einem großen Umbruch in ihrem Leben konfrontiert sind, beispielsweise eine schwere Krankheit, eine Trennung oder ein Todesfall im engeren Umfeld.
Wie kann man das Hochstapler-Syndrom überwinden?
Ein sehr wichtiger Schritt hierbei kann es zunächst schon sein, überhaupt zu wissen, dass es das Impostor-Syndrom gibt und dass sehr viele Menschen im Laufe ihres Lebens davon betroffen sind – dies reicht allerdings nicht immer aus. Deshalb sollte man als nächstes damit beginnen, das negative Bild, das man von sich selbst hat zu hinterfragen und eigene Erfolge als solche anzuerkennen sowie Komplimente anzunehmen.
Außerdem kann es hilfreich sein, über persönliche Erfolge Buch zu führen – auf diese Weise hat man in einem Moment, in dem die Selbstzweifel wieder hochkommen eine gute Möglichkeit, sich von den eigenen Fähigkeiten zu überzeugen.
Ebenso ist es wichtig, den eigenen Perfektionismus abzulegen und Fehler nicht als Beweis der eigenen Unfähigkeit zu sehen, sondern als Chance, um etwas dazu zu lernen – niemand ist perfekt und wir alle machen Fehler.
Die Personen, mit denen wir uns umgehen, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Verabschiede dich so gut es geht von negativen Menschen und toxischen Freundschaften und konzentriere dich auf Personen, die dir wohlwollend gegenüberstehen und dich in deinen Vorhaben unterstützen.
Denke immer daran, dass du mit deinen Gefühlen nicht allein bist, für deine Erfolge selbst Verantwortung trägst und gelegentliches Scheitern keine Schande ist, sondern völlig normal.
Wenn du noch mehr über das Hochstapler-Syndrom und wie man es überwinden kann erfahren möchtest, können wir dir das folgende Buch ans Herz legen: "Und morgen fliege ich auf: Vom Gefühl, den Erfolg nicht verdient zu haben, Das Impostor-Syndrom erkennen und überwinden".