Stand März 2023

Cannabis Legalisierung in Deutschland – Was wird sich verändern?

Der Konsum von Cannabis auf ärztliches Rezept ist in Deutschland bereits erlaubt. Seit einigen Wochen ist nun bekannt, dass die neue Ampel-Koalition auch die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken legalisieren wird – dabei soll sowohl eine strenge Qualitätskontrolle als auch der Jugendschutz gewährleistet werden.

Welche Folgen wird dies in Deutschland haben, insbesondere unter medizinischen Gesichtspunkten betrachtet? 

Wir haben uns angesehen, was bisher bekannt und was zu erwarten ist.

Wie wird die Legalisierung von Cannabis umgesetzt?

Die Abgabe von Cannabis wird ausschließlich in lizenzierten Geschäften erfolgen, bisher sind hierfür u.a. Apotheken im Gespräch. Diese müssen bestimmte Qualitätsstandards erfüllen und dürfen das Produkt nur an Erwachsene verkaufen.

Gleichzeitig mit der Legalisierung soll es Modelle für das sog. „Drugchecking“ geben – dabei handelt es sich um eine chemische Analyse von Betäubungsmitteln, deren Ziel es vor allem ist, gesundheitsschädliche Stoffe zu finden.

Konsumenten sollen damit die Möglichkeit bekommen, die Reinheit von auf dem Schwarzmarkt gekauften Drogen feststellen zu lassen – wie die konkrete Umsetzung dieser Maßnahme aussehen wird, ist bisher noch nicht bekannt.

Was sind die Hauptgründe der Ampel-Koalition für die beschlossene Legalisierung von Cannabis?

Die Politiker führen eine Reihe von Gründen an, weshalb Cannabis in Zukunft legal in Deutschland erhältlich sein sollte. Die wichtigsten davon sind:

Die Austrocknung des Schwarzmarktes

Auf dem Schwarzmarkt sind Drogen unkontrolliert zugänglich. Illegale Händler kümmern sich in der Regel nicht darum, ob ihre Kunden volljährig sind und bringen Cannabis-Konsumenten in manchen Fällen auch mit härteren Drogen in Kontakt. Gleichzeitig gibt es keine Qualitätskontrollen, dadurch gelangt auch verunreinigtes Cannabis in den Handel, das schwere gesundheitliche Schäden verursachen kann.

Entlastung von Polizei und Staatsanwaltschaft

Die Kriminalisierung von einfachen Konsumenten sowie die Verfolgung von geringfügigen Cannabis-Delikten (z. B. der Besitz weniger Gramm Cannabis für den Eigengebrauch) bindet Kräfte bei den Ermittlungsbehörden – außerdem werden solche Verfahren in der Regel wieder eingestellt.

Steuereinnahmen für den Staat

Durch eine Besteuerung von Cannabis, wie es bereits auch schon bei Alkohol und Zigaretten der Fall ist, erwartet der Staat jährliche Einnahmen von bis zu einer Milliarde Euro. Dieses Geld soll unter anderem in Aufklärungs- und Präventionskampagnen fließen. 

Laut Berechnungen des Deutschen Hanfverbands sind insgesamt sogar zusätzliche Einnahmen von 4,7 Milliarden Euro pro Jahr möglich, denn neben den Einnahmen durch Steuern fallen Kosten für die Strafverfolgung von Cannabis-Delikten weg und es werden ca. 27.000 neue Jobs entstehen.

Welche gesundheitlichen Risiken birgt der Konsum von Cannabis?

Auch Befürworter der Legalisierung bestreiten nicht, dass es sich bei Cannabis um ein Rauschmittel handelt, das bestimmte Risiken mit sich bringt – dies gilt insbesondere für den nicht-medizinischen Gebrauch. Besonders für Jugendliche kann der Konsum gefährlich sein.

Die Wirkung von Cannabis ist unter anderem abhängig von der Form des Konsums (rauchen oder orale Einnahme), der Dosis bzw. dem THC-Gehalt, der Umgebung, in der konsumiert wird sowie der Persönlichkeit des Konsumenten.

Folgende akute gesundheitliche Gefahren sind bekannt und allgemein anerkannt:

Körperliche Folgen:

  • Bei dauerhaftem Cannabiskonsum kann es zu einer Beeinträchtigung der kognitiven Leistungsfähigkeit kommen, insbesondere der Konzentration, Lernfähigkeit und allgemeinen Aufmerksamkeit. Nach aktuellem Stand der Wissenschaft sind diese Beeinträchtigungen allerdings nicht dauerhaft und können durch längere Abstinenz wieder rückgängig gemacht werden.
  • Beeinträchtigung der Lungenfunktion bei starkem Konsum: Cannabisrauch enthält Teer und weitere äußerst schädliche Stoffe (bei der oralen Einnahme von Cannabis entfällt dieses Risiko). Wird Cannabis in Kombination mit Tabak geraucht, erhöht dies das Risiko für Lungenerkrankungen zusätzlich.
  • Vor allem Jugendliche sollten die Finger von Cannabis lassen, denn es ist erwiesen, dass der Konsum die Entwicklung des Gehirns empfindlich beeinträchtigen kann – besonders betroffen ist in solchen Fällen der präfrontale Kortex, der für Impulskontrolle und die Fähigkeit, Probleme zu lösen und Handlungen zu planen verantwortlich ist.

Psychische und soziale Folgen:

  • Bei dauerhaftem Konsum kann es zu einer ausgeprägten psychischen sowie einer milden körperlichen Abhängigkeit kommen.
  • Intensiver und dauerhafter Cannabiskonsum kann zu allgemeinen Rückzugstendenzen führen, bei denen Betroffene alltägliche Aufgaben wie Beruf, Ausbildung oder familiäre Verpflichtungen zunehmend vernachlässigen und sich sozial isolieren, manche sprechen in diesem Zusammenhang auch von einem sog. „Amotivationalen Syndrom“. Mittlerweile geht die Wissenschaft allerdings davon aus, dass der Konsum von Cannabis ein solchen Verhalten zwar auslösen bzw. verstärken kann, aber nicht die alleinige Ursache ist, sondern auch persönliche Eigenschaften des Konsumenten bei der Erklärung eines solchen demotivierten Gemütszustandes eine große Rolle spielen.
  • Ebenfalls ist es relativ unstrittig, dass Cannabis – insbesondere bei der Einnahme von hohen Dosen THC – psychotische Symptome auslösen kann, auch "toxische Psychose“ genannt. Die Symptome sind hierbei vor allem Desorientierung, Halluzinationen oder Paranoia, in der Regel verschwinden diese spätestens nach einer mehrtägigen Abstinenzphase wieder und hinterlassen keine Folgeschäden. Ebenso wird davon ausgegangen, dass Cannabis Psychosen auslösen kann, insbesondere, wenn Konsumenten sowieso schon entsprechend veranlagt sind.

Ist ein genereller Anstieg des Cannabiskonsums durch die Legalisierung zu erwarten?

Es ist schwierig, zu dieser Frage eindeutige Aussagen zu treffen, da man hier sowohl unterschiedliches Konsumverhalten sowie Alter uns sozialen Status berücksichtigen muss – durch Erkenntnisse aus anderen Ländern, in denen Cannabis bereits legalisiert wurde, lässt sich jedoch voraussagen, dass man hierzulande nicht mit einer Explosion der Konsumentenzahlen rechnen muss und der Prozentsatz derer, die regelmäßig konsumieren, sich auch Jahre nach der Legalisierung auf einem stabilen Level bewegt.

Bessere Therapiemöglichkeiten für Personen mit riskantem Cannabiskonsum

Suchtforscher gehen davon aus, dass die Hemmschwelle, Hilfs- und Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen, für Cannabiskonsumenten sinkt, wenn die Stigmatisierung durch die momentane Illegalität der Droge wegfällt.

Auf diese Weise fällt es Betroffenen leichter, sich an entsprechende Stellen zu wenden, da sie keine rechtlichen Konsequenzen befürchten müssen. Dies gilt insbesondere für Jugendliche, die auch besonders von Präventionsmaßnahmen profitieren würden, die durch die Einnahmen aus staatlich kontrolliertem Cannabis-Verkauf finanziert und gestärkt werden könnten.

Fazit zur Cannabis Legalisierung in Deutschland

Cannabis ist eine Droge, deren Konsum mit erheblichen gesundheitlichen Problemen verbunden sein kann – allerdings ist Cannabis gleichzeitig schon seit langem in allen Teilen der Gesellschaft angekommen und so beliebt wie nie – alle gesetzlichen Maßnahmen gegen den Konsum haben daran nichts geändert.

Die Politik sollte die Augen nicht vor dieser Realität verschließen – jeder, der konsumieren möchte, kommt auch jetzt schon an die Droge heran. Aus diesem Grund sollte man den Verkauf nicht illegalen Händlern auf dem Schwarzmarkt überlassen, wo weder Qualität noch Jugendschutz gewährleistet sind, sondern staatlich regulieren – genau diesen Schritt möchte die neue Ampel-Koalition gehen.

Gleichzeitig muss unbedingt verstärkt auf die möglichen negativen Folgen von Cannabis hingewiesen und insbesondere bei Jugendlichen auf Prävention gesetzt werden.

Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen uns, dass die negativen Folgen einer Legalisierung eher gering sind, während sie gleichzeitig viele Chancen und Vorteile bietet.

Hierbei sollte man sich jedoch immer bewusst machen, dass Cannabis durch eine Legalisierung nicht verharmlost werden soll, sondern die Gesetze lediglich an eine Realität angepasst werden, die schon längst existiert.

Die Legalisierung und Regulierung durch die Politik ist der bestmögliche Kompromiss  – sowohl für den Staat und seine Institutionen als auch den Konsumenten.

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