Juni 2020 | Lesezeit 6 Minuten


Die Blutegeltherapie - Alle wichtigen Informationen auf einen Blick 

Alternative Heilmethoden und Naturheilkunde werden immer beliebter - und das auch aus gutem Grund. Viele dieser Therapien haben sich über lange Zeit mit herausragenden Erfolgen etabliert und ziehen so Jahr für Jahr mehr Nutzer und Patienten an.  

Eine dieser erfolgreichen Therapiemethoden ist die Blutegeltherapie. Wie diese funktioniert, welche Beschwerden mit dieser Art von Therapie behandelt werden können und welche Vorteile die Patienten daraus ziehen können, erfährst Du in diesem Artikel. 

Blutegel Therapie

Die Blutegeltherapie gibt es schon seit über 3.000 Jahren - in letzter Zeit rückt die Behandlungsmethode wieder stärker in den Fokus.

Wie funktioniert die Blutegeltherapie? 

Bei der Blutegeltherapie wird ein Blutegel an einer bestimmten Körperstelle platziert, der dann durch einen kleinen Aderlass ungefähr acht bis zwölf Milliliter Blut entzieht und zugleich seinen Speichel absondert.  

Der Speichel beinhaltet verschiedene Stoffe, wie unter anderem die Substanz Hirudin. Diese gilt als gerinnungshemmend, sodass der Biss auch noch Stunden später Blut abgibt. Die Blutung hält im Normalfall bis zu 12 Stunden, in Extremfällen sogar bis zu 24 Stunden an. 

Der Biss des Blutegels hat allerdings auch viele positive Eigenschaften, die bereits vor Jahrhunderten von unseren Vorfahren genutzt wurden.  

Besonders in der chinesischen Medizin hat die Blutegeltherapie großen Anklang gefunden, heutzutage ist sie jedoch allgemein weit verbreitet und wird unter anderem in der plastischen Chirurgie eingesetzt, z.B. bei Transplantationen von Körperteilen, denn die Substanzen im Speichel unterstützen die Wundheilung der betroffenen Stellen.  

Der Speichel lockert das Gewebe und der Blutfluss wird verbessert, so minimiert sich auch die Wahrscheinlichkeit, dass die betroffenen Körperteile bei der Transplantation nicht abgestoßen werden. 

Die Blutegeltherapie ist zugleich auch (durch den Aderlass des Blutegels) ein sogenanntes Ausleitungs-Verfahren  

Die Wirkstoffe sind außerdem in der Regel sehr gut verträglich für Patienten und wirkt präventiv gegen diverse Erkrankungen. 

Wo liegen die Ursprünge der Blutegeltherapie? 

Wissenschaftler setzen sich seit längerem mit der Blutegeltherapie auseinander und schätzen ihren Ursprung auf rund 3.000 Jahre zurück.

Die ersten Übermittlungen einer solchen Therapie reichen nach Mesopotamien ca. 3.300 v. Chr. zurück, jedoch kann die exakte Therapieform nicht eindeutig nachgewiesen werden, sodass der eigentliche Ursprung der Therapie in der indischen Heilkunde vermutet wird.  

In Europa fand die Blutegeltherapie seit der Antike Anklang und gehört bis spät ins 19. Jahrhundert zur klassischen Volksmedizin. 

In welchen Bereichen kann die Blutegeltherapie angewendet werden? 

Die Blutegeltherapie kann vielseitig eingesetzt werden, beispielsweise in den folgenden Bereichen: 

  • - Venöse Stauungen 
  • - Generelle Venenerkrankungen wie Thrombosen, Hämorrhoiden, Krampfadern etc. 
  • - Migräne 
  • - Blutergüsse 
  • - Leberstau 
  • - Chronische Schmerzen im Nacken, den Schultern und im Rücken 
  • - Herz-Kreislauferkrankungen 
  • - Gelenkerkrankungen 
  • - Entzündungen
  • - u.v.m.

In den oben genannten Bereichen ist die Blutegeltherapie besonders beliebt, da sie Schmerzen aktiv lindert

Auch Schwellungen werden vermindert und die Heilung wird aktiv unterstützt.  

Zudem lockert der Speichel das Gewebe, was bei Rücken-, Nacken- und Schulterschmerzen helfen kann. 

Welche Wirkung kann mit der Blutegeltherapie erreicht werden? 

Kaum zu glauben, aber der Speichel der kleinen Blutegel beinhaltet rund 20 verschiedene Substanzen, die unterschiedliche Wirkungen haben.  

Für die Medizin sind die Wirkstoffe Elgin und Hirudin am wichtigsten.  

Durch den Biss des Blutegels setzt dieser seinen Speichel frei und bewirkt auf diese Weise, dass seine Wirkstoffe in die Umlaufbahn des Blutes gelangen. Der Blutegel wird direkt an den gewünschten Stellen platziert, um diese zu behandeln. Doch was genau können diese beiden Stoffe bewirken? 

Der Stoff Hirudin kann eine Vielzahl an positiven Effekten auf den Körper haben, denn er verhindert die Blutgerinnung, was beispielsweise bei Thrombosen helfen kann, um Verklumpungen zu lösen. Die Gefäße und das Gewebe werden gelockert, um mögliche Verkrampfungen zu verhindern. 

Unter dem Einfluss von Elgin werden entzündungsauslösende Stoffe ausgeschieden, was akuten Entzündungen im Körper entgegenwirken und Schmerzen lindern kann.

Für wen ist die Blutegeltherapie geeignet? 

Die Blutegeltherapie ist für alle Menschen gleichermaßen geeignet, sofern eine gute allgemeine Gesundheit vorhanden ist.

Abzuraten ist von der Nutzung der Blutegeltherapie, wenn es sich beim potenziellen Patienten um eine schwangere Frau handelt, die Person Blutverdünner zu sich nimmt, zur Blutarmut neigt oder generell Probleme bei der Wundheilung hat.  

Generell gilt, dass ein Arzt vor jeder Behandlung klären muss, ob eine Person für die Blutegeltherapie geeignet ist. 

Gibt es Risiken und Nebenwirkungen bei der Blutegeltherapie? 

Bei der Blutegeltherapie kommt es relativ häufig zu Nebenwirkungen, da hierbei ein Biss entsteht, der - je nachdem wie empfindlich die Haut ist - zu Folgereaktionen führen kann.  

Generell lässt sich aber sagen, dass die Nebenwirkungen nicht lange anhalten und in der Regel auch keinen großen Effekt auf das allgemeine Wohlbefinden haben.  

Die Blutegeltherapie ist also für die allermeisten Personen sehr gut verträglich. 
 

Diese Nebenwirkungen können entstehen: 

  • - Blutergüsse 
  • - Rötungen 
  • - Reizungen 
  • - Schwellungen 
  • - Juckende Stellen 
  • - Kreislaufschwäche 
     

Seltene bis sehr seltene Nebenwirkungen: 

  • - Infektionen der Wunde 
  • - Entzündungen 
  • - Allergische Reaktionen auf den Speichel des Blutegels 
  • - Schlechte Heilung der Wunde bis zur Narbenbildung 

 

Diese meisten Nebenwirkungen sind jedoch nach wenigen Tagen nicht mehr vorhanden. 

Auch die Wunde an sich sollte ohne Probleme heilen und nach zwei Wochen nicht mehr zu sehen sein. Kleinere Narben können entstehen, wenn die Heilung unterbrochen wird, beispielsweise, wenn der Patient die Wunde aufkratzt.  

Ebenfalls zu Narben kommen kann es, wenn es sich um einen Patienten handelt, der sowieso schon zu langsamerer Heilung neigt, was z.B. bei fortgeschrittenem Alter der Fall sein kann. 

Falls Bedenken bestehen sollten, was die Wundheilung oder die allgemeinen Nebenwirkungen betreffen, raten wir in jedem Fall, vor der Behandlung in jedem Fall mit einem Arzt zu sprechen. 

Wie sieht der Ablauf einer Blutegeltherapie aus? 

Die Blutegeltherapie kann in vier Schritte aufgeteilt werden. Der Arzt oder Therapeut sollte während der ganzen Sitzung zur Verfügung stehen, sodass bei Fragen und Problemen direkt geholfen werden kann.  

Zu beachten ist ebenfalls, dass der Blutegel von allein abfällt, sobald er sich vollständig mit Blut vollgesogen hat. Wenn er bereits vorher mit Gewalt von der Haut entfernt wird, wird nicht nur der Blutegel selbst beschädigt, sondern auch die Haut des Patienten, was zu Schmerzen und größeren Nebenwirkungen führen kann.  

Schritt 1: Die Vorbereitung 

Im Vorfeld der Blutegeltherapie wird ein Gespräch mit dem zuständigen Therapeuten oder Arzt vereinbart, indem der Patient über den gesamten Ablauf, die erhofften Wirkungen und möglichen Nebenwirkungen aufgeklärt wird.  

Zudem muss geschaut werden, ob sich der Patient überhaupt für die Blutegeltherapie eignet.

Sollte grünes Licht vom zuständigen Arzt oder Therapeuten kommen, muss sich der Patient optimal auf die Behandlung vorbereiten, denn Blutegel reagieren sehr empfindlich, vor allem auf Parfum.  

Daher sollte am Tag vor der Blutegeltherapie kein Parfum, keine Creme mit Duft und kein Duschgel oder Shampoo mit Aromastoffen genutzt werden. Dies könnte im schlimmsten Fall dazu führen, dass der Blutegel den Biss verweigert. 

Schritt 2: Platzierung 

Am Tag der Blutegeltherapie wird die Stelle, an der der medizinische Blutegel beißen soll, freigelegt und der Arzt oder Therapeut setzt diesen mit einer Pinzette auf die gewünschte Stelle.  

Damit sich der Blutegel nicht auf eine andere Stelle des Körpers bewegt, wird ein Glas auf die Haut gelegt, sodass der er sich nur innerhalb Glases bewegen kann. Früher oder später beißt der Blutegel zu, der Schmerz ist nicht groß und lässt sich mit einem Mückenstich vergleichen, da der Speichel sehr schnell eindringt und das umliegende Gewebe lockert und betäubt. 

Schritt 3: Der Ablauf 

Je nachdem, wie groß der Blutegel ist und wie viel dieser an Blut aufnehmen kann, liegt die Behandlungsdauer zwischen 45 und 60 Minuten. Vereinzelt kann es auch zu einer überdurchschnittlich langen Behandlungszeit von bis zu 90 Minuten kommen.  

Um unnötige Verletzungen zu vermeiden ist es in jedem Fall wichtig, dass der Blutegel erst dann von der Haut genommen wird, wenn er sich vollgesogen hat und abfällt. In der Regel kommen mehrere Tiere zum Einsatz - die genaue Anzahl bestimmen Arzt oder Therapeut auf Basis der Fläche, die betroffen ist. 

Schritt 4: Die Begutachtung 

Wenn alle Blutegel entfernt wurden, sind die Wunden offen und bluten nach – der Blutfluss ist für den Behandlungserfolg wichtig. Es sollte kein enger Verband oder Pflaster verwendet werden, da diese die Blutung einschränken, die dafür sorgt, dass Bakterien und Keime  ausgeschieden werden können. Grundsätzlich hält die Blutung maximal 24 Stunden an, in der Regel ist sie jedoch viel kürzer. 

Nach der Behandlung kontrolliert der Arzt oder Therapeut den Zustand des Patienten und fragt nach, wie dieser sich während der Behandlung gefühlt hat. Zudem ist es für den Patienten empfehlenswert, wenn er sich für den Rest des Tages ausruht. 

Fazit zur Blutegeltherapie 

Die Blutegeltherapie ist eine der ältesten medizinischen Therapien, die auch heute noch vor allem in der Alternativmedizin praktiziert wird und viele Vorteile für den Patienten bietet.  

Sie hilft nicht nur bei diversen Krankheiten und gesundheitlichen Problemen, wie z.B.  Thrombosen und Rückenschmerzen, sondern ist zudem auch sehr leicht durchzuführen und stellt kein großes Risiko dar.

Es lassen sich kaum Nebenwirkungen finden, sodass diese Art der Therapie von fast jedem in Anspruch genommen werden kann. Lediglich Schwangere, Menschen mit schlechter Wundheilung, hohem Allergierisiko, schwerwiegenden Grunderkrankungen und Menschen, die Blutverdünner nehmen, sollten auf eine Blutegeltherapie verzichten. 

Generell empfehlen wir, sich immer von einem Arzt oder Therapeuten beraten zu lassen, bevor es zu einer Blutegeltherapie kommt, um mögliche Fragen und Problem aus dem Weg zu räumen und die eigene Eignung für diese Form der Therapie zu überprüfen. 

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